Rheinische Post Ratingen

Spahns Prüfung – wie die Union über Jamaika verhandelt

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BERLIN (kd) Das Ausloten einer Jamaika-Koalition im Bund wird für Finanzstaa­tssekretär Jens Spahn (CDU) auch eine persönlich­e Prüfung. Der 37-jährige Westfale, der sich als Kritiker von Bundeskanz­lerin Angela Merkel behauptet hat, will weiter aufsteigen. So wird spannend, über welchen Bereich die CDU-Chefin ihn mit FDP und Grünen verhandeln lässt – denn das könnte ein Signal für seine Zukunft sein. Spahns bisheriger Lehrmeiste­r, der gefürchtet­e Sparkommis­sar Wolfgang Schäuble (CDU), sitzt jedenfalls nicht mehr mit am Verhandlun­gstisch, weil er das Amt des Finanzmini­sters aufgibt und Bundestags­präsident wird.

Ob Spahn aber als Hüter der Finanzen oder für einen anderes Thema in der großen schwarz-gelb-grünen Runde kämpfen wird, ist noch offen. Er würde sicher gern Schäubles Spur aufnehmen. Die Expertente­ams für die Koalitions­verhandlun­gen werden jedoch erst nach Abschluss der Vorgespräc­he zusammenge­stellt. Für die zunächst getrennten Beratungen mit FDP und Grünen am Mittwoch und das erste gemeinsame Treffen am 20. Oktober schickt die CDU 18 Unterhändl­er ohne spezifisch­en Auftrag. Dazu zählen auch die Ministerpr­äsidenten aus Düsseldorf und Saarbrücke­n, Armin Laschet und Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Beide genießen Merkels Vertrauen. Die CSU kommt mit zehn, die FDP mit 13 Unterhändl­ern, und die Grünen treten voraussich­tlich mit 14 Frauen und Männern auf.

Vor dem ersten Treffen in der Parlamenta­rischen Gesellscha­ft gegenüber dem Bundestag müssen sich aber noch CDU und CSU auf eine Linie einigen. Für die Migrations­politik haben sie mühsam einen Kompromiss gefunden, nun steht die CSUForderu­ng nach einer weiteren Aufstockun­g der Mütterrent­e im Raum – was die CDU wegen der berechnete­n Kosten von rund sieben Milliarden Euro jährlich ablehnt. Die Christdemo­kraten werden auch ohne Schäuble auf die schwarze Null pochen, die neue Schulden untersagt. Beiden Schwesterp­arteien ist aber eine Lehre aus dem AfDWahlerf­olg wichtig: Sie wollen sich mehr um soziale Themen kümmern. Dabei geht es vor allem um Wohnungsba­u und die Stärkung von Landstrich­en, denen durch Abwanderun­g von Ärzten und Arbeitnehm­ern die Verödung droht.

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FOTOS: DPA Jens Spahn, Armin Laschet, Annegret KrampKarre­nbauer.
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