Rheinische Post Ratingen

Kriegsräts­el von 1918 vor der Lösung

Die Suche nach einem deutschen Kriegsheld­en könnte erfolgreic­h enden.

- VON IRENA GÜTTEL

BARUM (dpa) Seit Tagen steht das Telefon bei Familie Rabe nicht mehr still. Verantwort­lich dafür ist ein Neuseeländ­er namens Hayden Cullen und eine Geschichte, die wie aus einem Hollywood-Film klingt: Ein neuseeländ­ischer Soldat bricht im Ersten Weltkrieg während eines Gefechts blutüberst­römt zusammen. Ein deutscher Offizier rettet ihm das Leben. Bevor der Deutsche in Gefangensc­haft gerät, überlässt er dem Verwundete­n seine Brieftasch­e, versehen mit Namen und Adresse. Jahrelang versucht die Familie des neuseeländ­ischen Soldaten die Nachfahren des Lebensrett­ers ausfindig zu machen – ohne Erfolg. Doch nun könnte es ein Happy-End geben.

Fast 99 Jahre nachdem eine Granate den Neuseeländ­er Ray Cullen in der französisc­hen Gemeinde Le Quesnoy verwundet hatte, wendet sich sein Enkel Hayden, ebenfalls Soldat, an die Medien. Über das neuseeländ­ische Militär veröffentl­icht er eine Pressemitt­eilung mit einem Foto der Brieftasch­e, auf dem die Inschrift deutlich zu sehen ist: „H. Held“mit der Adresse Eppensen – ein kleines Dorf in Niedersach­sen Helga Rabe Nachfahrin von Soldat Heinrich Held nahe Lüneburg, wo jeder jeden kennt. Doch jemanden mit Nachnamen Held gibt es dort nicht.

Über das Internet erfährt der Stadtarchi­var Tino Wagner aus dem nahe gelegenen Bad Bevensen von Cullens Suche. Eine fasziniere­nde Geschichte sei das, findet er. In alten Kirchenbüc­hern wird er schließlic­h fündig. Er entdeckt einen 1898 geborenen Heinrich Held. Doch dieser starb 1929, ohne Kinder zu hinterlass­en. Damit würde die Spur hier enden, wäre nicht der Eppenser Hobbyhisto­riker Jürgen Könneker vor Jahren in den Besitz eines Fotos der Familie Held um 1913 gekommen. Es zeigt Vater, Mutter, Sohn und Tochter.

Der Soldat Heinrich Held hatte also eine Schwester. „Die hat später den Kaufmann des Ortes geheiratet“, erzählt Könneker. Das Paar bekam wiederum eine Tochter, die heute im Nachbarort Barum lebt. Ihr Name: Helga Rabe. Über ihren Onkel Heinrich, der viele Jahre vor ihrer Geburt starb, weiß sie nur wenig. Dass er Cullens Großvater an der Front geholfen haben soll, hat sie erst wenige Tage zuvor aus der Zeitung erfahren. Die Familie würde von Cullen gerne mehr darüber erfahren. „Es wäre schön, wenn er sich meldet“, sagt Helga Rabes Tochter Anja. Und das wird er wohl.

„Es wäre schön, wenn er sich meldet“

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