Rheinische Post Ratingen

Schäuble mahnt G20-Partner zu weitgehend­en Reformen

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WASHINGTON (dpa) Die Top-Wirtschaft­smächte sollten den anhaltende­n Aufschwung aus Sicht von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble verstärkt für Reformen und Schuldenab­bau nutzen. Gerade jetzt sei dafür eine besonders gute Zeit, sagte er in Washington am Rande der Jahrestagu­ng des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF). Dies sei nicht mehr nur eine deutsche Forderung, sondern auch der IWF empfehle dies nachhaltig. „Ist ja auch nicht so schlecht“, sagte Schäuble. Die Stärkung der Widerstand­sfähigkeit der Volkswirts­chaften und die Priorität von Reformen und nachhaltig­em Wachstum seien im Kreis der führenden Industrie- und Schwellenl­änder (G20) zunehmende­r Konsens.

Bei seinem letzten Treffen als Finanzmini­ster mit den Amtskolleg­en und Notenbankc­hefs der G20 warnte Schäuble noch einmal vor Abschottun­g und einem nationalis­tischen Kurs. „Die Welt braucht multilater­ale Ansätze zur Lösung der Probleme.“Die Regulierun­g der Finanzmärk­te und Banken werde fortgesetz­t. Niemand habe mehr die Sorge, dass die- ser Prozess abgebroche­n werde und die Bemühungen aufgegeben würden. „Das sah vor einem Jahr alles auch noch sehr viel kritischer aus“, sagte Schäuble mit Blick auf die USA.

Schäuble ist dienstälte­ster G20-Finanzmini­ster. Der CDU-Politiker stand acht Jahre lang an der Spitze des Finanzmini­steriums und soll am 24. Oktober zum neuen Bundestags­Präsidente­n gewählt werden. Deutschlan­d hatte fast ein Jahr lang den G20-Vorsitz und gibt ihn an Argentinie­n ab. Der Grundgeist der Zusammenar­beit – gemeinsame Abstimmung­en und Lösungen – sei „lebendig gehalten“worden, sagte Schäuble. Seinen G20-Kollegen gegenüber habe er deutlich gemacht, dass die künftige Koalition in Berlin eine „stabile, pro-europäisch­e Regierung“sein werde.

Auf die Frage der Journalist­en, welchen Rat er sich selber geben würde, sagte Schäuble: „Ich würde mir sagen, tue dich nicht zu allem öffentlich äußern, was Dich gar nichts angeht. Aber den Rat zu befolgen, ist noch schwierige­r. Deswegen übe ich ja. Das nennt man Abkühlphas­e.“

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