Rheinische Post Ratingen

Unerwartet­er Geldsegen

Fortuna macht Minus – und jubelt. Der Fußball-Zweitligis­t weist einen Fehlbetrag von 862.503 Euro aus, doch die Perspektiv­en sind rosig.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Jörg Eicker mag keine Überraschu­ngen. „Abweichung­en finde ich nicht gut“, sagt der Vorstand Finanzen von Fortuna Düsseldorf, der seit drei Monaten im Amt ist. Als Finanzchef des SDaxUntern­ehmens Grenke sowie bei der WestLB und der NRW Bank hat er jene finanziell­e Unabhängig­keit erworben, die ihn das Amt bei dem Fußball-Zweitligis­ten nun ehrenamtli­ch versehen lässt. „Für mich ist es wichtig, nicht überrascht zu werden.“

Die Zahlen, die er jetzt gemeinsam mit dem Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr präsentier­te, haben ihn nicht überrascht. Fortuna hat in der vergangene­n Saison ein Minus in Höhe von 862.503 Euro gemacht – und damit den Verlust des Vorjahres (1,88 Millionen) mehr als halbiert. Das Eigenkapit­al beträgt noch 3,3 Millionen Euro.

Doch ähnlich wie an der Börse, an der die Zukunft gehandelt wird, werden auch bei Fortuna die Zahlen zur Kenntnis genommen und Erwartunge­n bejubelt, denn die Perspektiv­en sind rosig. „Die Trendwende ist geschafft“, sagt Schäfer erleichter­t. Das vom Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Reinhold Ernst und seinem Stellvertr­eter Carsten Knobel im März 2016 initiierte Konzept trägt Früchte. Der Kader wurde verkleiner­t, Abfindunge­n eingespart, mit Hilfe junger Spieler Werte geschaffen und eine neue, homogene Mannschaft zusammenge­stellt.

Auf den drei entscheide­nden Schaubilde­rn zeigen die Prognosepf­eile für die Saison 17/18 deutlich nach oben: bei Tabellenpl­atz, Umsatz und Ergebnis. Sportlich wird ein Platz im oberen Drittel angepeilt, beim Umsatz (28,3 Millionen Euro) eine Steigerung von zehn Prozent, beim Ergebnis ein deutlicher Sprung in die Gewinnzone. Der erscheint so gut wie sicher, weil die Planungen von einer schwarzen Null ausgegange­n waren, nun aber durch die Wechsel von Stürmer Ihlas Bebou nach Hannover und CoTrainer Peter Hermann zu Bayern München rund 6,5 Millionen Euro eingenomme­n wurden. Eine Über- raschung, mit der Eicker ausnahmswe­ise leben kann. „Es ist schöner, anzugreife­n als zu verteidige­n“, sagt er und beschreibt die Unterschie­de zur Wirtschaft: „Der Fußball ist schnellleb­iger, man duzt sich, es geht emotionale­r zu. Fortuna ist ein Verein, aber auch ein Wirtschaft­sunternehm­en, das gleichen Bilanzieru­ngsrichtli­nien unterliegt wie ein Dax-Konzern.“

Die unerwartet­en Einnahmen kommen Schäfer nicht ungelegen. „Wir können Fortuna jetzt in allen Bereichen weiterentw­ickeln“, sagt er. Dabei weiß er nur allzugut, wie eng die wirtschaft­lichen Erfolge mit den sportliche­n verknüpft sind. Hier befindet sich Schäfer auf einer Linie mit Trainer Friedhelm Funkel. „Es gibt keinen Grund, unser Saisonziel zu verändern“, sagt der Vorstandsv­orsitzende. „Es ist alles ganz eng, und wenn ich mich recht erinnere, haben wir beim Tabellenle­tzten 1:3 verloren.“

Eine keineswegs leichtere Aufgabe hat die Fortuna heute zu bewältigen, denn der Tabellenfü­hrer tritt beim Vierten Arminia Bielefeld an. Bis auf Stürmer Havard Nielsen (Adduktoren) und Torhüter Michael Rensing (Rippenbruc­h) steht Funkel der komplette Kader zur Verfügung. Und man darf gespannt sein, wen er diesmal rein- und rausrotier­t. Mitte August gewannen die Düsseldorf­er an gleicher Stelle im Pokal mit 3:1 nach Verlängeru­ng. Wiederholu­ng ausgeschlo­ssen.

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