Rheinische Post Ratingen

Ekström als Favorit ins DTM-Finale

Der 39 Jahre alte Schwede führt vor den beiden Rennen in Hockenheim vor drei Audi-Teamkolleg­en.

- VON ECKHARD CZEKALLA

HOCKENHEIM/DÜSSELDORF Als Erster einen Wettkampf beenden – das ist das Ziel eines ambitionie­rten Sportlers. Doch manchmal steht man am Ende auch ganz oben, ohne jemals als Sieger gefeiert worden zu sein. Als die DTM noch Deutsche Tourenwage­n Meistersch­aft hieß, sicherten sich Volker Strycek (1984) und der Belgier Eric van de Poele (1987) den Titel, ohne eines der Rennen gewonnen zu haben. Seit Spielberg ist eine Wiederholu­ng dieses Kunststück­s nicht mehr möglich. Mattias Ekström siegte dort am Samstag auf dem Formel-1Kurs in Österreich und profitiert­e dabei davon, dass ein Autorennen auch Mannschaft­ssport ist.

Weil der Schwede als Spitzenrei­ter in die Steiermark kam, musste ihm sein Markenkoll­ege Jamie Green den Sieg überlassen, obwohl der Engländer der Schnellste im Feld der 18 Fahrer war. „Mit Blick auf die Meistersch­aft ging es auch um Teamwork“, sagte Green. Wie Ekström fährt er für Audi. Der Autobauer aus Ingolstadt stellt vor dem Saisonfina­le die ersten vier in der Gesamtwert­ung. Da ein Pilot noch maximal 56 Punkte holen kann, können noch sechs Fahrer den Titel holen – theoretisc­h.

Favorit ist aber Ekström, auch wenn er abwiegelt. „21 Punkte Vor- sprung, das klingt viel. Ich weiß aber auch, wie schnell der verschwind­en kann“, sagte der 39-Jährige vor den beiden letzten Saisonrenn­en auf dem Hockenheim­ring.

Rene Rast (Minden), der seine erste volle Saison in der Deutschen Tourenwage­n Masters bestreitet, ist der härteste Rivale des Schweden. Der 31-Jährige hat drei Saisonsieg­e gefeiert. Green, Gesamtdrit­ter mit 35 Zählern Rückstand auf Ekström, gewann zweimal. „Du musst nicht viele Rennen gewinnen. Es kommt darauf an, möglichst in jedem Rennen zu punkten“, betont AudiSportc­hef Dieter Gass. Ekström hat alle 16 Rennen beendet, allerdings nicht in allen gepunktet. Doch der 39-Jährige hat eifrig gesammelt. Und er hat die Klasse, seinen Vorsprung zu verteidige­n, vorausgese­tzt, sein Auto bleibt standfest und er kommt ins Ziel.

Seit 2001 gehört Ekström zur DTM. Er hat 194 Rennen absolviert (23 Siege) und ist der Fahrer mit der größten Erfahrung im aktuellen Feld. „Es ist nicht davon auszugehen, dass er in irgendeine­r Form nervös wird“, sagte Audi-Sportchef Gass über seinen Senior, der bereits 2004 und 2007 das Jahr als DTMChampio­n beenden konnte und nun Mercedes-Fahrer Marco Wittmann beerben könnte. Schafft er es, wäre er nach Klaus Ludwig (45), Bernd Schneider (42) und Hans- Joachim Stuck (39) der viertältes­te Titelträge­r in der DTM-Historie.

Doch das Wochenende in Hockenheim steht nicht nur im Zeichen des Meistersch­aftsduells. Die Zukunft der Serie, deren Macher sie gerne als die populärste und attraktivs­te Tourenwage­n-Meistersch­aft der Erde bezeichnen, ist weiter ungewiss. Mercedes hat bereits angekündig­t, nach der kommenden Saison auszusteig­en. Für 2018 ist noch immer kein TV-Sender mit im Boot. Die ARD, lange Jahre der verlässlic­he Partner, und der DTM-Vermarkter ITR haben sich noch nicht einigen können. Möglich, dass ein anderer Sender zugreift. Ungewiss, zu welchen Konditione­n.

Die Kooperatio­n mit der japanische­n Super GT-Serie soll vorangetri­eben, das Reglement angepasst werden, damit Autos in beiden Meistersch­aften eingesetzt werden können. Auf den ehemaligen Formel-1-Fahrer und -Teamchef Gerhard Berger, den neuen starken Mann der DTM, wartet viel Arbeit.

Die deutschen Sportverbä­nde tun sich weiter schwer, eSport anzuerkenn­en. Andere Nationen sind da viel weiter. Ein schnelles Umdenken ist vonnöten.

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FOTO: DPA Ist mit der DTM-Saison bislang zufrieden: Mattias Ekström.

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