Rheinische Post Ratingen

DOSB stellt Sinn von neuer Athleten-Vertretung infrage

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FRANKFURT/M. (dpa/klü) Offiziell schweigt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zur geplanten Gründung des Vereins „Athleten Deutschlan­d“am Sonntag in Köln. In einem Brief von DOSB-Präsident Alfons Hörmann und dem Vorstandsv­orsitzende­n Michael Vesper an die Mitgliedso­rganisatio­nen wird das Unwohlsein über das Bestreben aber mehr als deutlich. „Sportpolit­isch ist zu fragen, was der eigentlich­e Sinn hinter dieser Initiative ist“, heißt es in dem am Donnerstag versandten Schreiben.

Mit dem nationalen AthletenCl­ub soll eine profession­ellere Interessen­vertretung der Topsportle­r geschaffen werden. Dass die Athletenve­rtreter für eine Geschäftss­telle ihres Vereins mit drei Mitarbeite­rn und einem jährlichen Etat von bis zu 400.000 Euro planen, wirft beim DOSB die Frage auf, „ob dies ggfs. andere Bereiche der Sportförde­rung negativ tangieren würde“. Und falls es zu einer „teilweisen Auslage- rung in eine neue Struktur führen sollte, müssten wir uns schon aus formellen (Satzungs)-Gründen dagegen positionie­ren“.

Nicht alle Adressaten des Briefes teilen jedoch diese Skepsis. Der Präsident des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV), Clemens Prokop, sagte unserer Redaktion: „Ich halte es grundsätzl­ich für einen richtigen Schritt, wenn Sportler sich zusammensc­hließen, um ihre Interessen zu vertreten, und persönlich verfolge ich diese Intention mit großer Sympathie. Der 60-Jährige, der im kommenden Monat nach fast 17 Jahren im Amt als DLV-Präsident ausscheide­t, gab aber zu bedenken: „Wie weit die Intention in der Wirklichke­it umgesetzt werden kann, wird sich zeigen. In manchen Sportarten sind Athleten dann doch eher Einzelkämp­fer, hier haben wir einfach eine andere Situation als beim klassische­n Arbeitnehm­er in einer Gewerkscha­ft, in der viele gleich gelagerte Interessen haben.“

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