Rheinische Post Ratingen

Kampf um Mehrheit für Tour-Kosten

Am Montag treffen sich SPD, CDU und Grüne zum Gespräch. Oberbürger­meister Thomas Geisel droht eine erneute Niederlage im Rat. Unverhofft hat er neue Unterstütz­er bekommen: Die Politiker der Linken wollen das Geld freigeben.

- VON LAURA IHME

Die Abstimmung zu den Mehrkosten für die Tour de France wird zum Pokerspiel um die politische Mehrheit: Überrasche­nd hat die Linke angekündig­t, für die Freigabe der zusätzlich­en 2,9 Millionen Euro zu votieren. Die SPD kämpft um das Ja der Union, auch die Zustimmung der Grünen ist unsicher. Hinter den Kulissen laufen seit Tagen Gespräche. Drei Szenarien für die Abstimmung: Szenario 1: Die CDU sagt Ja Die Union ist mit 31 Sitzen die größte Fraktion im Rat. Votiert sie für die Freigabe der Mehrkosten, ist die Mehrheit gesichert. Dann würde wohl nur noch die FDP mit Nein stimmen, das Problem wäre gelöst. In ihrer Fraktionss­itzung am Montag hatte sich die CDU jedoch entschiede­n, nicht zuzustimme­n. Auch nach mehreren Gesprächen mit Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) ist man überzeugt, dass der OB die Zahlen zu den Kosten der Tour geschönt hat. Außerdem, so der Vorwurf der CDU, sei schon Anfang des Jahres absehbar gewesen, dass der Grand Départ teurer wird. Folglich hätte Geisel den Rat viel früher einbinden müssen und hätte nicht im Sommer per Eilbeschlu­ss Mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro eigenmächt­ig freigeben müssen. Das OB-Büro sieht das anders: Vor dem Sommer hätte man dem Rat keine seriöse Aufstellun­g geben können. Dieses Wochenende wird man in der Union noch einmal auf einer Klausurtag­ung beraten, wie man in der kommenden Woche bei der Ratssitzun­g abstimmt. Am Montag gibt es dann ein Gespräch zwischen CDU, SPD und Grünen. Dabei wird es sicher auch noch einmal um den Alleingang Thomas Geisels gehen. Klar ist: Er wird öffentlich Versäumnis­se eingestehe­n müssen. Das hat er offenbar auch vor – zumindest war bereits für die vergangene Sondersitz­ung eine Rede vorbereite­t. Szenario 2: Die CDU sagt Nein Bleibt die Union bei ihrem Nein, beginnt ein riskantes Pokern um die Mehrheit. OB Geisel hat vergangene Woche überrasche­nd neue Unterstütz­er für die Abstimmung bekommen: Die Linke, ein strikter Tourgegner, wird für die Freigabe des Geldes stimmen. „Wir sind zwar gegen die Tour, finden aber, jetzt muss Schluss sein. Es gab einen Ratsbeschl­uss für die Tour und nun müssen wir als Rat auch für die Kosten die Verantwort­ung übernehmen“, sagt Angelika Kraft-Dlangamand­la, Sprecherin der Fraktion. Mit dem Ja von SPD, Linken, Grünen, Thomas Geisel und dem Piratenpol­itiker Frank Grenda, der bislang auch immer für die Tour abgestimmt hat, hätte die Ja-Fraktion 41 Stimmen. CDU und FDP als Gegner hätten 37 Stimmen. Dann würde es wie schon bei der Tour-Entscheidu­ng auf die Stimmen der rechten Parteien ankommen. Und dabei hätte die Nein-Fraktion nur eine Chance, zu gewinnen: wenn AfD, Tierschutz­partei, Freie Wähler und Republikan­er ebenfalls mit Nein stimmen. Enthalten die Rechten sich oder stimmen mit Ja, gewinnt Geisel. Und weil die Parteien bereits bei der Tour mit Ja gestimmt haben, wäre das am wahrschein­lichsten. Bloß: Das ist mit den Grünen nicht zu machen. Sie fürchten genau diese Situation und wollen nur zustimmen, wenn es eine breite Mehrheit (also mit der CDU) gibt. Szenario 3: Es gibt keine Mehrheit In diesem Fall müsste Geisel den Ratsbeschl­uss beanstande­n. Dann würde in der nächsten Sitzung noch mal abgestimmt. Findet auch das keine Mehrheit, muss die Bezirksreg­ierung den Vorfall prüfen. Dann gäbe es auch ein Zeitproble­m: Denn von den 2,9 Millionen Euro, über die abgestimmt wird, sind 1,4 Millionen Euro noch nicht bezahlt. Firmen, die das Geld benötigen, haben bereits angedroht, eine Mahnung zu schicken. Dann würden die Kosten wieder steigen. Im schlimmste­n Fall will man deshalb unter Billigung der Bezirksreg­ierung bezahlen, während diese den Vorgang prüft.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Oberbürger­meister Thomas Geisel (l.) vor Beginn der Sondersitz­ung des Rates in dieser Woche. Daneben diskutiere­n die SPD-Ratsfrau Ursula Holtmann-Schnieder und der Grünen-Politiker Wolfgang Scheffler.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Oberbürger­meister Thomas Geisel (l.) vor Beginn der Sondersitz­ung des Rates in dieser Woche. Daneben diskutiere­n die SPD-Ratsfrau Ursula Holtmann-Schnieder und der Grünen-Politiker Wolfgang Scheffler.

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