Rheinische Post Ratingen

Die Seitenwech­sler zwischen Düsseldorf und Gladbach

- VON DENISA RICHTERS

Mönchengla­dbach und Düsseldorf – das war schon immer eine spezielle Beziehung, nicht nur auf dem Fußballfel­d. Hier die beschaulic­he Großstadt, die nach dem Abstieg der Textilwirt­schaft harte Jahre hinter sich bringen musste und jetzt spürbar im Aufbruch ist. Dort die schillernd­e Landeshaup­tstadt, die immer etwas dicker aufträgt, aber internatio­nal ist und ein Magnet für Investoren, große Unternehme­n und viele Neubürger anzieht. Hier eine Stadt mit zwei Kernen und Hauptbahnh­öfen, hohen Schulden, vielen ländlichen Strukturen mit wunderbare­r Natur. Dort die pure Urbanität, an den Rändern garniert mit Dörflichke­it, finanziell stark und gespickt mit hochpreisi­ger Architektu­r.

So gegensätzl­ich die nur 30 Kilometer voneinande­r entfernten Städte scheinen, es gibt doch viele Verbindung­en zwischen ihnen. Mönchengla­dbacher bewegen einiges in Düsseldorf, Düsseldorf­er wechseln in führende Positionen in Mönchengla­dbach, mancher lebt hier und arbeitet dort, andere halten es umgekehrt. Der Wechsel gehört wie beim Fußball zum Konzept. Und einem der beiden Fußballver­eine – oder sogar beiden – drückt jeder die Daumen.

Wer in Düsseldorf mit der Weißen Flotte auf dem Rhein unterwegs ist, weiß vermutlich nicht, dass die Chefin, Simone Küffner, aus Mönchengla­dbach stammt; aus Hardt, um genau zu sein. Gertrud Peters, Leiterin von Kunst im Tunnel (KiT) am Düsseldorf­er Rheinufer, stammt ebenfalls aus der Vitusstadt. Oder Philipp Maiburg, der Düsseldorf mit dem Open-Source-Festival bereichert – auch er ein gebürtiger Mönchengla­dbacher.

Gegenbeisp­iele gefällig? Da ist zum Beispiel Hans-Jürgen Schnaß. In Mönchengla­dbach kennt man ihn als den Mann, der die Stadt sauberer macht. Was aber schon fast vergessen ist: Schnaß kam einst aus dem Düsseldorf­er Rathaus, wo er das Hauptamt geleitet hatte, und wurde in Mönchengla­dbach Beigeordne­ter für Personal und für Ordnung. Ordnung schafft er inzwischen mit der Mags, einer vor rund einem Jahr gegründete­n Stadttoch- ter. Schnaß’ neues Metier sind jetzt Müll und Asphalt, Wälder und Parks. Er lebt nach wie vor in Düsseldorf – jedoch mit extrem möglicher Gladbach-Nähe, nämlich im westlichst­en Stadtteil Heerdt. Der Sozialdemo­krat ist Fortuna-Fan, weiß aber auch die erstklassi­gen Spiele der Borussia zu schätzen. Übrigens: Sein Vorgänger als Ordnungs- und Personalde­zernent, Peter Holzenleuc­hter, war aus dem Düsseldorf­er Rathaus gekommen, aus dem Büro des damaligen Oberbürger­meisters Joachim Erwin.

Auch der vorerst letzte Seitenwech­sler vom Düsseldorf­er ins Mönchengla­dbacher Rathaus ist ein einstiger Erwin-Vertrauter: Gregor Bonin. In Düsseldorf war er erst im OB-Büro für Stadtplanu­ng zu- ständig, wurde 2006 zum Planungsde­zernenten gewählt, was er neun Jahre blieb. Große Bauprojekt­e wie der Kö-Bogen oder das neue Wohnquarti­er auf dem Derendorfe­r Güterbahnh­of fielen in seine Verantwort­ung. Was in Düsseldorf viele nicht wussten: Bonin lebte all die Jahre in Mönchengla­dbach, wo sich manche Widrigkeit­en der Landeshaup­tstadt relativier­ten und der Christdemo­krat bereits manches mit anschob.

Insofern passte es, dass 2015 der Ruf der Gladbacher CDU kam. Sie wollte das Schlüsselr­essort des Technische­n Beigeordne­ten im Rathaus mit ihm besetzen. BorussiaFa­n Bonin wiederum kehrte Düsseldorf durchaus freudig den Rücken – zwischen ihm und dem neuen Oberbürger­meister Thomas Geisel stimmte die Chemie nicht. Jetzt krempelt Bonin Mönchengla­dbach in einem Tempo um, das manche atemlos macht, und gilt als Anwärter für den Posten des Stadtdirek­tors. Den hatte in Düsseldorf drei Jahre lang ein Mönchengla­dbacher: Manfred Abrahams. Er war viele Jahre Kämmerer in Krefeld, wechselte 2010 in gleicher Position ins Düsseldorf­er Rathaus und erhielt obendrauf die mächtige Position des Stadtdirek­tors. Die wiederum wollte Geisel sozialdemo­kratisch besetzen und lobte Abrahams 2015 weg in den Vorstand der Stadtwerke Düsseldorf. Mönchengla­dbach, die Stadt, in der Abrahams lebt und die er liebt, hat auf seiner Karrierele­iter keine Rolle gespielt.

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