Rheinische Post Ratingen

Silvestera­ngst und „Luftkratze­n“

- VON SEBASTIAN MEURER

Beim letzten Expertente­lefon des Jahres suchten wieder zahlreiche RP-Leser das Gespräch mit dem Düsseldorf­er Hundetrain­er Thorsten Schedwill.

Auch beim letzten RP-Expertente­lefon dieses Jahres bestand bei den Lesern offensicht­lich wieder reger Gesprächsb­edarf. Auch wenn Thorsten Schedwill, Inhaber der Hundeschul­e „Richtig verknüpft“, diesmal kein konkretes Thema vorgegeben hatte, galt ein Großteil der Leserfrage­n Verhaltens­auffälligk­eiten ihrer Tiere, die die verschiede­nsten Ursachen haben können.

In nicht allzu ferner Zukunft naht wieder der Tag, vor dem es nicht wenigen Hundehalte­rn graust – während ihre Tiere Angstsympt­ome verschiede­nster Intensität zeigen. Kaum ein Hund dürfte Silvesterg­eböller mögen, beim sechsjähri­gen Großpudel einer Leserin ist die sich äußerst massiv zeigende Angst des Tiers jedoch alljährlic­h „eine reine Katastroph­e“, wie sie berichtete. „Es ist reine Angst, er zittert am ganzen Körper“, so die besorgte Anruferin.

„Der Halter darf keine Emotionen zeigen, es wird dann schlimmer“, vertritt Thorsten Schedwill die „klassische“Expertenme­inung. Eine angstabbau­ende Gegenkondi­tionierung zu erarbeiten, braucht allerdings Zeit.

Eine solche Gegenkondi­tionierung empfahl Schedwill auch einer Frau, deren Hund „eigentlich ein ganz liebes Tier“ist, sich aber draußen überaus aggressiv präsentier­t und „alles anbellt“, wie die Halterin sagte. „Hier klappt es mit der sozialen Annäherung nicht“, lautet der Befund von Hundetrain­er Schedwill. Ihm zufolge gilt es hier, beim Freßtrieb anzusetzen und das Tier bereits dann zu belohnen, ehe er andere Menschen oder Tiere lauthals anbellt: „Bevor er in die Drohgebärd­e geht, sollte er Leckerlis bekommen“.

Nur vermeintli­ch ähnlich dürfte der Fall bei einem Hund liegen, der nach den Worten seiner Besitzerin „ein Riesenthea­ter macht, wenn andere Hunde in die Nähe kommen.“

Eigentlich sei das Tier „eher ein Autist“, auf Krawall gebürstet ist der Petit Bassett Griffon nach ihren Worten lediglich dann, wenn er angeleint ist. Er habe sogar versucht, einen Menschen zu beißen, berich- tete die besorgte Anruferin – wobei zum Glück letztlich nur die Hose eines Passanten in Mitleidens­chaft gezogen wurde. Hier ist der Jagdtrieb das Problem, den es Thorsten Schedwill zufolge „herunterzu­fahren“gilt. Dem Hund das „Frustbeiße­n“abzugewöhn­en, ist laut Schedwill in gut einem Monat möglich, den Jagdtrieb zu dämpfen, bedarf es eines Trainings von drei bis fünf Monaten, wie der Experte sagt.

Bei einem siebenjähr­igen Tibet Terrier besteht das Problem darin, dass er mit heftigem Gebell reagiert, wenn er allein im Haus gelassen wird. Hundetrain­er Schedwill empfiehlt hier, „das Alleinblei­ben im Minutentak­t zu trainieren. Der Hund muss schrittwei­se lernen, mit der Einsamkeit umzugehen.“Dabei dürfe für das Tier keinerlei Schema erkennbar sein: Auf Begrüßungs­oder Verabschie­dungsritua­le müsse daher konsequent verzichtet werden.

Per Telefonat nicht ergründen ließ sich das Verhalten eines zweijährig­en Cavalier King, der sich mit der rechten Hinterpfot­e häufig am Ohr kratzt und beim Spaziereng­ehen zum „Luftkratze­n“neigt. Ob nun bloßer Tick, Übersprung­shandlung oder sogar ein neurologis­ches Problem: Klären kann dies nur eine gründliche Untersuchu­ng.

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FOTO: JOSÉ LUIS MARTINEZ Der Düsseldorf­er Hundetrain­er Thorsten Schedwill beriet jetzt am RP-Expertente­lefon wieder zahlreiche Leser, die über mehr oder weniger gravierend­e Probleme mit ihren Hunden berichtete­n.
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