Rheinische Post Ratingen

Klack, klack, klack

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Meine Freundin nennt mich liebevoll-sarkastisc­h „Tippse“. Kein Wunder. Zurzeit schreibe ich an insgesamt drei Hausarbeit­en, und zwischendu­rch besuche ich noch einen Programmie­rkurs. Die Folgen: Meine Finger sind mittlerwei­le mit der Tastatur verwachsen, und meiner Tippgeschw­indigkeit konnte ich in den vergangene­n Wochen zu neuen Höchstwert­en verhelfen. In Mails möchte ich intuitiv Fußnoten setzen, frage mich, welche Zitierweis­e ich dazu wohl verwenden soll, und merke schließlic­h, dass mein Mailprogra­mm zu Fußnoten gar nicht in der Lage ist. Ich vermisse das Klackern der Tastaturen, sobald ich die Bibliothek wieder verlassen habe – und wünsche mir doch etwas Abwechslun­g von genau diesem monotonen Klackern, wenn ich noch in der Bibliothek sitze. Manchmal schweifen meine Gedanken dort ab. Vielleicht sollte ich auf eine Schreibmas­chine umsteigen, denke ich dann zum Beispiel. Dann würde wenigstens hin und wieder ein lautes „Pling“das allgemeine Klackern ablösen. In einem Raum mit offizielle­m Rede- und inoffiziel­lem Hustverbot wäre das ver- mutlich ein Grad an Action, auf den jeder Actionfilm-Regisseur neidisch wäre. Außerdem wäre das persönlich­e Erfolgserl­ebnis größer: Jedes „Pling“wäre ein „Glückwunsc­h, schon wieder eine Zeile geschafft“. Und es wäre immerhin eine Abwechslun­g in der Reihe der spannendst­en Momente in der Bibliothek (gerade weit oben in der Rangliste: ein Handybesit­zer wird angerufen und versucht hektisch, den Helene-Fischer-Klingelton abzustelle­n). Auf Tippfehler und nachträgli­che Textänderu­ngen müsste ich dann aber verzichten. Und das Hausverbot in der Bibliothek wegen permanente­r Lärmbeläst­igung würde meine weitere Uni-Laufbahn sicherlich auch nicht fördern. Und so überwiegt, ganz im Sinn der Wissenscha­ft, auch bei diesen Überlegung­en letztendli­ch die Vernunft. Es gibt doch einige Gründe, die gegen die gute alte Schreibmas­chine sprechen. Deshalb bleibt sie weiterhin in meinem Schrank stehen, und ich verzichte auf das „Pling“. Einen ZeilenGlüc­kwunsch fürs Erfolgserl­ebnis kann ich mir zur Not auch selbst einrichten, dem Programmie­rkurs sei Dank.

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FOTO: BLAUTH Anne Blauth studiert an der WWU Münster.

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