INFO Shakespeare-Spektakel im Theaterzelt
Inszenierung „Fabian“dauert 2 3/4 Stunden, eine Pause. Die Inszenierung ist unter anderem heute und am Freitag im „Central“am Düsseldorfer Hauptbahnhof zu sehen. Kartentelefon: 0211 / 369911 Benefiz Am 25. Oktober gibt es ein Shakespeare-Spektakel im Theaterzelt an den Rheinterrassen. Der Erlös der Karten (22 Euro/ 9 Euro) fließt in die Spendenkampagne für die Sanierung des Schauspielhauses. Karten: www.westticket.de/schauspielhaus schlagen zu. Fabian muss sich arbeitslos melden, sein bester Freund nimmt sich das Leben, irgendwann will er nur noch heim zur Mutter, einer herzensguten Frau, die dem Sohn von ihrem bisschen Geld Krawatten kauft und spürt, dass dessen Welt auseinanderfällt.
Und so lüftet Sonnenbichler bald die Wände der Showkastenbühne, lässt Arbeitslose aus dem Untergrund aufmarschieren, stößt Fabian in eine immer kargere Umgebung, in der es einsam um ihn wird.
André Kaczmarczyk ist ein verzweifelt-komödiantischer Fabian, ein Berliner Charlie Chaplin, der die Dinge leicht nehmen will und schwer daran trägt. Sein Spiel berührt. Dazu gibt Michaela Steiger mit ironischem Pathos die besorgte Mutter mit Kummerblick, Cathleen Baumann, Torben Kessler und der Rest des Ensembles spielen sich mit viel Witz und Lust an der Überzeichnung durch die zahlreichen Nebenfiguren. Das starke Ensemble entwickelt so das Tableau einer Gesellschaft, die sich aus Ohnmacht zu Tode amüsiert.
Sonnenbichler und ihre Dramaturgin Janine Ortiz haben den Episodenroman Kästners in eine stimmige Bühnenhandlung mit klarem Spannungsbogen verwandelt. Doch am Ende muss viel Lichttechnik und vor allem der volle Einsatz des Bühnenschlagzeugers Nico Stallmann das Geschehen ins Tragische treiben. Auf einmal vertraut Sonnenbichler nicht mehr auf die Kraft ihrer Darsteller, sondern entfesselt ein Bühnengewitter, in dem das bitter lakonische Ende des Romans läppisch untergeht. Die Berliner Bohème ließ sich genüsslich persiflieren, doch mit der zweiten Hälfte des Romans, mit Fabians Gang vor die Hunde, kann die Regie weniger anfangen. Da muss das Schlagzeug hervortrommeln, was man lieber von den Schauspielern gesehen hätte.
Seine Wirkung verfehlt das indes nicht. Mit „Fabian“blickt das Schauspielhaus auf die bedrohliche Zeit, kurz bevor Deutschland Krieg über die Welt brachte; und mancher Satz des Fabian klingt erschreckend aktuell. Kästner schrieb seinen Roman im Ton des Moralisten, der warnen und entlarven will und insgeheim doch weiß, wie schwer es die Vernunft hat, ist der Hass erst einmal entfesselt. Sonnenbichler bringt das als sarkastische Revue auf die Bühne, als Tänzelei – harmlos ist sie nicht.