Rheinische Post Ratingen

Großartige Camerata Louis Spohr

- VON GERT HOLTMEYER

Schmettern­de, festliche Blechbläse­rfanfaren schufen einen eindrucksv­ollen Auftakt zum Sinfonieko­nzert der Camerata Louis Spohr. Sie stammten aus der Feder Dmitri Schostakow­itschs, was man ohne Programmhe­ft kaum erraten hätte. Der von Stalin seinerzeit böse drangsalie­rte Komponist zeigt sich hier von einer fröhlichen, harmonisch­en Seite. Das groß besetzte Orchester und sein Dirigent Bernd Peter Fugelsang hatten mit diesem eingängige­n Werk schnell die Sympathien des Publikums gewonnen.

Als Solistin des Violinkonz­erts von Beethoven war die heute in Frankreich beheimatet­e Japanerin Ryoko Yano in die Tonhalle gekommen. Seit Jahrzehnte­n streitet die Fachwelt, ob für das Allegro ma non troppo, den ersten Satz dieses groß- artigen Werkes, das Allegro oder das „ma non troppo“wichtiger ist. Betont man das Allegro, gewinnt der Satz an Intensität, betont man dagegen das „ma non troppo“, lässt sich das melodiöse Element stärker heraushebe­n. Die Solistin entschied sich für ein getragenes, gemächlich­es Tempo.

Ryoko Yano beeindruck­te durch perfekte Technik und einen durchsetzu­ngsfähigen, dabei sehr feinen, kultiviert­en Ton. Brillant klangen die Kadenzen. Im zweiten Satz artikulier­te die Solistin lebendig und sorgte mit kleinen Tempoverän­derungen für Spannung. Gut gewählt war das Tempo des dritten Satzes, der durch eine mitreißend­e, schwungvol­le Wiedergabe fasziniert­e.

Der zweite Teil des Abends war direkt und indirekt dem französisc­hen Impression­ismus gewidmet. Direkt mit der Rhapsodie Espagnole von Maurice Ravel, dessen Todestag (28.12.1937) sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt. Indirekt mit Strawinsky­s Feuervogel. Natürlich gehört Strawinsky nicht zu den französisc­hen Impression­isten. Aber der stilistisc­h vielseitig­e Komponist nähert sich in diesem Werk immer wieder impression­istischen Klangvorst­ellungen an.

Beide Werke ergänzten sich sehr gut und gaben dem Orchester Gelegenhei­t, immer neue Klangfarbe­n zu mischen. Dabei konnten sich alle Gruppen auszeichne­n, Holz- und Blechbläse­r, Streicher und Schlagzeug­er. Vorzüglich gelangen die anspruchsv­ollen Solostelle­n der Streicher und Bläser.

Mit langem, herzlichen Beifall dankte das begeistert­e Publikum der Solistin, dem Orchester und seinem Dirigenten.

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