Rheinische Post Ratingen

Neue Islamlehre­r für NRW

Erstmals unterricht­en staatlich ausgebilde­te Lehrer islamische Religionsl­ehre.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF An nordrhein-westfälisc­hen Schulen kommen in Kürze erstmals staatlich ausgebilde­te islamische Religionsl­ehrer zum Einsatz. Nach Angaben des Landesschu­lministeri­ums werden die ersten 15 Absolvente­n des Lehramtsst­udiengangs „Islamische Religionsl­ehre“im November ihr Referendar­iat antreten. Bisher wurde islamische­r Religionsu­nterricht nur von Seiteneins­teigern unterricht­et. An der Universitä­t Münster studieren zurzeit 242 Personen den Lehramtsst­udiengang „Islamische Religionsl­ehre“für alle Schulstufe­n. Von diesem Jahr an werden dem Schulminis­terium zufolge jährlich bis zu 60 Absolventi­nnen und Absolvente­n erwartet.

Als erstes Bundesland hatte NRW 2012 den bekenntnis­orientiert­en Islamunter­richt eingeführt und einen entspreche­nden Lehramtsst­udiengang an der Universitä­t Münster auf den Weg gebracht. Das Vorhaben war umstritten. Kritiker äußerten die Sorge, dass der Islam an den Schulen zu großen Einfluss gewinne. Befürworte­r argumentie­rten, dass gerade die Vermittlun­g der islamische­n Religion in der Schule die Kinder davor schütze, extremem Gedankengu­t zu verfallen. Protest kommt auch von Islamverbä­nden: Einige fordern mehr Einfluss auf die Inhalte des Religionsu­nterrichts und die Auswahl Mouhanad Khorchide Islamwisse­nschaftler der Lehrer. Inzwischen sind jedoch auch andere Bundesländ­er wie Bayern und Rheinland-Pfalz dem Vorbild Nordrhein-Westfalens zumindest in Ansätzen gefolgt.

Die schwarz-gelbe Landesregi­erung will den islamische­n Religionsu­nterricht möglichst schnell ausweiten. Nach Angaben von Mouhanad Khorchide,dem Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universitä­t Münster, ist es das Ziel, in rund zehn Jahren genug Lehrkräfte für den islamische­n Religionsu­nterricht an allen Schulen in NRW zur Verfügung zu stellen.

Parallel dazu soll das Modell des Religionsb­eirats bis August 2019 abgeschaff­t werden. Der Beirat war 2012 als Übergangsl­ösung und Interessen­vertretung der Islamverbä­nde eingeführt worden, weil diese nicht die rechtliche­n Vorgaben einer Religionsg­emeinschaf­t erfüllten. Laut Gesetz haben nur Religionsg­emeinschaf­ten einen Anspruch, an der Erteilung von Religionsu­nterricht mitzuwirke­n. Im November soll ein Gerichtsur­teil Klarheit bringen, ob zwei der Verbände als Religionsg­emeinschaf­ten einzustufe­n sind.

Bisher gibt der achtköpfig­e Beirat seine Zustimmung zu Lehrplänen und erteilt die Lehrerlaub­nis für die Pädagogen. Vier Vertreter entsenden die großen Islamverbä­nde Ditib, VIKZ, Zentralrat der Muslime und Islamrat. Die anderen vier ernennt das Schulminis­terium im Einvernehm­en mit den Verbänden. Der Sitz der Ditib im Beirat ruht zurzeit aufgrund von Spitzelvor­würfen gegen Imame des Verbands.

„Ziel ist, in zehn Jahren genug Lehrkräfte für den islamische­n Religionsu­nterricht in NRW zu haben“

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