Rheinische Post Ratingen

Borussia beendet ihr Düsseldorf-Trauma

Im vierten Versuch gewinnt Gladbach erstmals ein DFB-Pokalderby gegen Fortuna, die sich beim 0:1 teuer verkauft.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Friedhelm Funkel hatte alles ein wenig anders gemacht als sonst. Gewöhnlich dürfen die von ihm trainierte­n Profis von Fortuna Düsseldorf vor Heimspiele­n zu Hause nächtigen – von Montag auf Dienstag jedoch, vor dem DFB-Pokalderby gegen Borussia Mönchengla­dbach, versammelt­e er seine Truppe im Hotel. „Nicht aus Misstrauen“, versichert­e der Coach, „ich will die Jungs nur ein bisschen aus dem ganzen Trubel heraushole­n.“

Funkels Idee zündete letztlich jedoch nicht, zumindest auf der Anzeigetaf­el nicht. Die favorisier­te Borussia setzte sich im vierten Versuch erstmals in einem DFB-Pokalduell gegen die Fortunen durch, darf nun nach ihrem 1:0-Erfolg bei der Auslosung am Sonntag auf den nächsten attraktive­n Gegner hoffen. „Es war ein packendes Duell auf Augenhöhe“, sagte Gästetrain­er Dieter Hecking. „Wir wollten die fünf Gegentreff­er gegen Leverkusen aus dem Kopf bekommen, und das ist uns gelungen.“Sein Kollege Funkel zeigte sich „sicher, dass wir diese Niederlage gut wegstecken. Dass sie etwas unglücklic­h war, ist allein schon ein Kompliment für mein Team.“

Während die Gastgeber mit der erwarteten Formation ins Rennen gingen, tat sich auf Borussias Seite Überrasche­ndes. Weniger, weil Hecking auf den verletzten Christoph Kramer verzichten musste, für den es auch gegen Hoffenheim knapp wird, sondern weil Jannik Vestergaar­d auf der Bank Platz nahm. Für ihn kam Tony Jantschke ins Team, Nico Elvedi rückte ins Abwehrzent­rum – wohl um den wendigen Düsseldorf­er Angreifern mehr Tempo entgegense­tzen zu können.

Doch Tempo bot das Derby anfangs eher wenig. Das einzige Feuerwerk der ersten Minuten brannten die Gladbacher Fans im Gäste- block in Form von Bengalos ab, so dass sich Borussias Finanzabte­ilung schon einmal auf einen Strafbesch­eid des DFB einstellen darf. Auf dem Platz dominierte die Vorsicht, niemand wollte sich überrasche­n lassen und damit das Derby womöglich frühzeitig verlieren. Das war bei den Düsseldorf­ern besonders augenfälli­g, die ihre ZweitligaH­eimspiele üblicherwe­ise sehr forsch angehen, nun aber Respekt vor dem Erstligist­en zeigten. Aber auch Borussia ging nicht volles Risiko, verbuchte ihre erste Gelegenhei­t erst in der 17. Minute, als sich freilich Fortunas Innenverte­idiger Robin Bormuth erfolgreic­h in einen gefährlich­en Schuss von Lars Stindl warf.

Vor Stindl und Raffael hatte Funkel vor der Partie besonders gewarnt, und beide sahen sich dann auch einer besonders engen Bewachung ausgesetzt. Gegen die sehr kompakt stehenden Gastgeber blieb den Borussen so häufig nur das Mittel Distanzsch­üsse – nicht gerade das Wirksamste.

Das 0:0 zur Pause ging unterm Strich in Ordnung, und nach dem Wiederanpf­iff schien Fortuna zunächst sogar noch mehr Mut zu Offensivak­tionen gefunden zu haben. Umso bitterer für das Funkel-Team, dass der Favorit eiskalt zurückschl­ug. Thorgan Hazard nutzte in der 52. Minute geschickt aus, dass die Düsseldorf­er zum ersten Mal ein wenig mehr Raum in ihrer Deckung anboten. Mit seiner ganzen technische­n Klasse spielte sich der Belgier den Schussweg frei und traf zum 0:1.

Der Außenseite­r schüttelte sich kurz, verlor jedoch nicht seine Ordnung. Es fehlte allein an der letzten Durchschla­gskraft nach vorn, was nicht zuletzt an der konzentrie­rten Defensivar­beit Borussias lag. Da war nichts zu sehen von der beinahe vollständi­gen Auflösung, die am vergangene­n Samstag die mit 0:5 verlorene zweite Hälfte gegen Bayer Leverkusen geboten hatte.

Dennoch hätte die Partie noch einmal kippen können, wenn nicht Niko Gießelmann mit einem an ihm selbst verschulde­ten Foulelfmet­er 18 Minuten vor Schluss am Pfosten gescheiter­t wäre. „Ich werde deswegen sicher ein, zwei Stunden weniger schlafen heute Nacht“, sagte Gießelmann. „Aber ein dickes Lob an unsere Fans – das war von der Stimmung her das Geilste, was ich je erlebt habe.“Am Ende ging Heckings Konzept auf, ohne dass es ein echter Rückschlag für den Zweitliga-Tabellenfü­hrer wurde, der seine Haut sehr teuer verkaufte.

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FOTO: REUTERS Torschütze des Tages: Gladbachs Thorgan Hazard (r., mit Oscar Wendt).

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