Orgelfestival: Ein Abend in a-moll
Als „Orgelkonzert in a-moll“hat Marcel Ober seinen Auftritt beim Internationalen Düsseldorfer Orgelfestival angekündigt. Für sein Programm in der Lambertuskirche, wo er musikalischer Hausherr ist, hatte er aus der Fülle an Kompositionen in dieser Tonart drei sehr unterschiedliche Werke aus dem 18., 20. und 21. Jahrhundert gewählt. Nur die BachKomposition zählte zu den geläufigen Werken in dieser Tonart. Ober entlockte hier seiner Rieger-Orgel klar strukturierte und farbenreiche Stimmenführung insbesondere im Präludium. Bei der technisch zwar makellos, aber zu eilig dargebotenen Fuge verschwamm einiges im Raum.
Nahtlos schloss sich ein Variationensatz des französischen Orgelvirtuosen Thierry Escaich an, der selbst auch schon in der LambertusKirche in der Altstadt zu Gast war. Marcel Ober stand ihm an Virtuosität nicht nach. Das war allerdings kaum noch a-moll! Die um den Zentralton A herumkomponierte rhythmisch akzentuierte, ja aufgeregte Musik wäre eigentlich mehr ein Schlussstück statt eines Interludiums gewesen.
Hauptwerk des Programms war eine ganze Orgelsymphonie in amoll, nämlich Louis Viernes 5. Diese düstere, schwermütige Musik führte die Zuhörer bereits jetzt in den dunklen November. Ruhelos und fratzenhaft kamen die schnellen Sätze einher, das Scherzo hatte nichts Heiteres, der klagende langsame Satz nichts Tröstendes, bevor der Schlusssatz in eine Dur-Apotheose mündete. Ober beleuchtete die Klangschichten mit intensiven Farben und schuf mit den verschiedenen Registern sogar eine räumliche Perspektive. Ein nicht nur für den Organisten, sondern auch für die Zuhörer kräftezehrender Orgelabend in a-moll. Norbert Laufer