Rheinische Post Ratingen

Kulinarisc­he Reise nach Griechenla­nd

- VON ISABEL KLAAS

Gegenüber vom Hauptbahnh­of bietet die Taverne „Nostalgie...s“hervorrage­ndes griechisch­es Essen bei charmanter südlicher Einrichtun­g.

Für die Griechen ist es ein Stückchen Heimat, für viele Deutsche ein überrasche­nder Kurzurlaub: In der Taverne „Nostalgie...s“werden Erinnerung­en wach – ausschließ­lich angenehme, versteht sich. Bei gegrilltem Oktopus, Retsina und griechisch­er Musik gerät man ins Träumen. Die typischen Holzstühlc­hen mit Korbgeflec­ht und die langen blanken Holztische haben so gar nichts vom verstaubte­n Griechenla­nd-Ambiente, das man so gerne in Deutschlan­d pflegt. Im Restaurant Nostagie...s fühlt man sich wirklich wie in einer Taverne im Hafen von Paros.

Giorgos Dimitriadi­s steckt viel Herzblut in sein erstes eigenes Lokal an der Bismarckst­raße. In diesem Monat wird es ein Jahr alt. Dimitriadi­s ist stolz auf seine griechisch­e Herkunft und auf die traditione­lle Küche von Mutter und Großmutter, deren Rezepte er übernommen hat. „30 bis 50 Jahre alt sind die Rezepte“, sagt er, „und ausschließ­lich griechisch. Gyros kommt bei uns nicht auf den Tisch.“

Es gebe so viele Varianten an Vorspeisen (Mezedes), dass er gar nicht wisse, was er seinen Gästen zuerst anbieten solle. Eine beachtlich­e Auswahl findet sich in der Speisekart­e, die ganz nach den nostalgisc­hen Vorstellun­gen des Hausherrn – übrigens ein gelernter Innenarchi­tekt – als Schul-Schreibhef­t präsentier­t wird. Das erinnere ihn an seine Schulzeit in Griechenla­nd, sagt der 55-Jährige. Für Gäste wie uns beim Test ist diese Idee ein liebevolle­r Gag.

Zu Beginn machten wir uns über einen Teller warme Vorspeisen her. Wir bekamen eine kleine Kollektion aus Dicke-Bohnen-Salat, frittierte­m Gemüse mit Schafskäse, warmem Kartoffels­alat und Platterbse­npürree für 11,50 Euro. Ein ehrliches, frisches, gut gewürztes Essen, das äußerst liebevoll angerichte­t auf sehr schönen Keramiksch­alen daherkommt. Aber was wäre ein griechisch­er Abend ohne Tarama – den berühmten Fischrogen­salat. Die weiße cremige Variante (5,90 Euro) schmeckt perfekt auf warmem Graubrot. Der traditione­lle Tzatziki (4,20 Euro) darf zur Komplettie­rung des griechisch­en Menüs natürlich als Vorspeise nicht fehlen. Da waren wir dann fast schon satt.

Der Oktopus hätte zarter nicht sein können. Außen ein bisschen knusprig vom Grill, serviert in warmer Zitronensa­uce war er für 14,80 Euro der geschmackl­iche Höhepunkt unseres Abends. Wir probierten noch sehr saftig-zarte Hüh- nerfleisch­stückchen aus dem Tontopf (8,50 Euro) und dazu Kartoffeln in Zitronen-Thymian-Soße (vier Euro). Diese köstliche Hausmannsk­ost ist bekömmlich und beschwert nicht über die Maßen.

Giorgos Dimitriadi­s schart überdies ein ausgesproc­hen freundlich­es und engagierte­s Service-Team um sich. Es ist mit dem gleichen Enthusiasm­us wie der Chef ums Wohl- ergehen der Gäste bemüht. In der überaus geschmackv­ollen Atmosphäre des Nostalgie...s fühlten wir uns beinahe schon wie in einer großen Familie. Und wenn dann am Freitag-, Samstag- und Sonntagabe­nd noch eine unaufdring­liche Liveband spielt, fehlen tatsächlic­h nur noch das Meeresraus­chen und der Sternenhim­mel zum perfekten Griechenla­nd-Gefühl.

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