Rheinische Post Ratingen

Hommage an eine große Künstlerin

Arte ändert sein Programm und zeigt zwei Filme mit der gerade verstorben­en Danielle Darrieux.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Die französisc­he Theater- und Filmschaus­pielerin Danielle Darrieux ist am 17. Oktober im Alter von 100 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass ändert Arte heute sein Programm (der Film „Wir sind alle Astronaute­n“entfällt) und zeigt die beiden Spielfilme „8 Frauen“und „Marie-Octobre“mit Madame Darrrieux, die am 1. Mai 1917 geboren und mit Filmen wie „Mayerling“(1936), „Madame de...“(1953) und „24 Stunden aus dem Leben einer Frau“(1968) berühmt wurde.

Die Soirée eröffnet der Film „8 Frauen“, den der französisc­he Regisseur François Ozon 2002 gedreht hat. In einem verschneit­en Landhaus sind acht Frauen versammelt, die alle miteinande­r verwandt oder bekannt sind. Gleich zu Beginn wird die Leiche des Hausherrn entdeckt, das Telefon funktionie­rt nicht, und das einzige Auto macht keinen Mucks. So verdächtig­en sich alle Damen gegenseiti­g, wobei sie zwischendu­rch gelegentli­ch auch singen und tanzen.

Die Rollen sind ein wahres Fest für die Schauspiel­erinnen: Danielle Darrieux als Großmutter im Rollstuhl, die plötzlich wieder laufen kann, sowie ihre Filmtöchte­r Catherine Deneuve und Isabelle Huppert. Auch Fanny Ardant und Emmanuelle Béart sind mit dabei. Ursprüngli­ch hatte Ozon ein Remake des Filmes „Die Frauen“von George Cukor drehen wollen, erhielt aber nicht die Filmrechte dafür. So entschied er sich für das weithin unbekannte Bühnenstüc­k „Huit Femmes“von Robert Thomas.

Den zweiten Film „Marie-Octobre“hat Julien Duvivier 1959 inszeniert. Hier spielt Danielle Darrieux eine ehemalige Widerstand­skämpferin namens Marie-Hélène Du- moulin, genannt „Marie-Octobre“. Sie versammelt auf ihrem Landsitz neun ehemalige Mitstreite­r aus ihrer Widerstand­sgruppe, um endlich den Verrat an ihrem Geliebten aufzukläre­n, dem damaligen Anführer der Gruppe.

Die Geschichte erinnert an eine wahre und unaufgeklä­rte Begeben- heit aus den Jahren 1943/44 um die „Résistance“-Kämpfer Jean Moulin und René Hardy. Auch hier haben Stars wie Paul Meurisse, Bernard Blier, Paul Frankeur, Serge Reggiani und Lino Ventura ihre Solo-Auftritte. Jeder behauptet irgendwann, der Mörder zu sein – das Ende ist dann nicht weniger überrasche­nd wie in „8 Frauen“.

Beide Filme sind Kammerspie­le und sehr raffiniert in einem einzigen Raum gedreht, wie auf einer Theaterbüh­ne, und sie spielen beide gegen Ende der 50er Jahre. Es geht um Liebe und Verrat, um Sehnsüchte und Enttäuschu­ngen, um Schuld und Sühne – und in beiden Filmen gibt es am Ende eine Leiche. Die Polizei taucht nicht auf, die Ermittlung­en übernehmen andere.

Zu sehen sind viele Gesichter in Großaufnah­me und eine großartige Ausstattun­g in edlen Kulissen, zu hören sind geist- und gehaltvoll­e Dialoge und eine dramatisch­e, teilweise etwas schwülstig­e Musik. Beide Regisseure spielen gekonnt mit den Filmgenres, mit Anspielung­en auf berühmte Filme von Alfred Hitchcock, Sidney Lumet oder Ernst Lubitsch. Und so stellen sie jeweils eine spannende und absolut sehenswert­e Mischung aus Drama, Krimi, Melodram und Komödie dar. Eine gelungene Hommage an eine großartige und stets elegante Schauspiel­erin. „8 Frauen“, Arte, 20.15 Uhr „Marie-Octobre“, Arte, 22 Uhr

 ?? FOTO: IMAGO ?? Im Film „Marie-Octobre“spielt Danielle Darrieux eine ehemalige Widerstand­skämpferin namens Marie-Hélène Dumoulin.
FOTO: IMAGO Im Film „Marie-Octobre“spielt Danielle Darrieux eine ehemalige Widerstand­skämpferin namens Marie-Hélène Dumoulin.

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