Rheinische Post Ratingen

Kinder lernen in den Ferien schwimmen

Eine aktuelle Studie besagt, dass jeder vierte Fünftkläss­ler nicht schwimmen kann.

- VON DANNI FUNKE

RATINGEN Mustafas Gesicht glüht: vor Anstrengun­g, vor allem aber vor Stolz. Gerade eben ist der Neunjährig­e das erste Mal, ohne jegliche Schwimmhil­fe und ohne Begleitung durch eine der vier Schwimmleh­rerinnen, eine komplette Bahn, 25 Meter, im tiefen Becken durchgesch­wommen. „Ich hab’s geschafft“, japst der Ratinger Schüler, als er mit den Händen den Beckenrand berührt, seine Freude darüber ist riesig, die der anderen Beteiligte­n ebenfalls. „Toll Mustafa“, lobt Andrea Steiner vom Sportamt der Stadt Ratingen und strahlt mit dem Jungen geradezu um die Wette. Und Schwimmtra­inerin Larissa schlägt direkt vor: „Wenn du dich erholt hast, Mustafa, dann machst du das noch mal und schon hast du dein Seepferdch­enabzeiche­n.“

Mustafa ist eins von sieben Kindern in der Gruppe, die in den Herbstferi­en morgens zwischen 10 und 11 Uhr Schwimmunt­erricht bekommt. „Wir haben insgesamt drei Gruppen“, erläutert Andrea Steiner, „die Kinder werden zu Beginn der Ferien nach dem Stand ihrer Fähigkeite­n eingeteilt.“Auch Mustafas Zwillingss­chwester Tuana freut sich über Fortschrit­te. „Ich hab’ hier schon ganz viel gelernt“, sagt sie und streicht sich die nassen Haare aus dem Gesicht. „In der Schule waren so viele Kinder mit im Schwimmunt­erricht, aber hier sind ja ganz viele Lehrer, die auf uns aufpassen, das ist toll.“

Fakt ist: Schwimmen steht zwar während der Grundschul­zeit für ein halbes Jahr – meistens im zweiten oder dritten Schuljahr – auf dem Stundenpla­n. Aber die Klassen sind groß, der Anteil der Nichtschwi­mmer ebenfalls, das Lehrperson­al dagegen stark begrenzt. „Das kann kaum jemand leisten, dass alle Kinder das Schwimmen dort lernen, das kann gar nicht funktionie­ren“, resümiert Andrea Steiner. Schwimmtra­inerin Larissa nickt zustimmend. „Viel mehr Eltern müssten viel früher mit ihren Kindern schwimmen gehen. Wir haben bei uns im Verein Mutter-Kind-Gruppen, da sind die Kinder zwei bis drei Jahre alt, ein optimales Alter für die Wassergewö­hnung.“Tuana liegt jetzt mit dem Rücken auf dem Wasser, eine Schwimmnud­el unterstütz­t sie, Trainerin Samira ist ununterbro­chen an ihrer Seite. „Prima Tuana, du machst das eigentlich alles schon ganz alleine“, lobt sie die Neunjährig­e, die genau wie die anderen Kinder mit viel Freude, Ausdauer und Elan dabei ist.

„Wir haben jedes Jahr Warteliste­n“, erklärt Andrea Steiner. Ende kommender Woche wird sie ihren Aufgabenbe­reich bei der Stadt ver- lassen, bis dahin aber möchte sie noch zwei weitere Ideen auf den Weg bringen. „Zum einen fände ich es toll, wenn bereits Kindergärt­en Schwimmpro­jekte anbieten könnten, zum anderen würde ich Gruppen für adipöse Kinder befürworte­n. Denn diese Kinder meiden Schwimmbäd­er oft schon aus Schamgefüh­l.“Schwimmen, das findet auch Trainerin Larissa, gehört neben Fahrrad fahren zu den ganz elementare­n Sportarten, die jeder Mensch beherrsche­n sollte.

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RP-FOTO: A. BLAZY Die Stadt Ratingen bietet in Kooperatio­n mit dem TV Ratingen einen Schwimmkur­sus für Drittbis Sechstkläs­sler im Hallenbad Ratingen an.

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