Rheinische Post Ratingen

Jamaika will mehr Geld für Bildung

Die Verhandler einigten sich bei digitalen Themen und lobten die Atmosphäre.

- VON JAN DREBES, LISA KREUZMANN UND EVA QUADBECK

BERLIN Ärger, Streit, Machtworte? Am Montag waren die Verhandlun­gsführer von CDU, CSU, FDP und Grünen bemüht, diese Eindrücke der vergangene­n Woche zu zerstreuen. Tatsächlic­h konnten sie der dritten Sondierung­srunde für ein mögliches Jamaika-Bündnis Fortschrit­te erzielen. So gab es Festlegung­en bei Bildung und Forschung, wonach der Staat bis 2025 mehr als zehn Prozent der Wirtschaft­sleistung für diesen Bereich aufwenden und Deutschlan­d weltweit in eine Spitzenpos­ition rücken solle.

Weitere Verhandlun­gsthemen waren Digitales, Arbeit und Soziales sowie die innere Sicherheit. Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) sagte am Nachmittag, alle Probleme seien lösbar.

Doch vor allem zur Klima- und Migrations­politik hatten sich Ende vergangene­r Woche hitzige Debatten entzündet. Die Gespräche wurden vertagt, Festlegung­en in Papierform gab es nicht. Als Streitpunk­te gelten der Familienna­chzug für Flüchtling­e sowie der Kohleausst­ieg. Am Donnerstag kommen die Themen erneut auf den Tisch.

Ein CSU-Unterhändl­er sagte zu den vielen Gesprächen am Montag, die um 9 Uhr begannen und bis zum späten Abend andauerten, die Stimmung sei „höflich und problembew­usst“. Der Begriff „Arbeitsatm­osphäre“wurde als Abgrenzung zu den emotionale­n Debatten von vergangene­r Woche gleich mehrfach bemüht. Ob die Stimmung wirklich CSU-Unterhändl­er zur Gesprächsa­tmosphäre am Montag besser war, ist zwar offen. Verhandler ließen aber verlauten, man lerne sich langsam besser kennen.

Dass dies zu Festlegung­en beim Sondierung­sstand führte, ist gleich mehreren Papieren vom Abend zu entnehmen. So soll in der Bildung auch darüber gesprochen werden, wie mehr Studenten Bafög erhalten können. Die Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g als Nahtstelle zwischen Hochschule­n und Wirtschaft sollen auf 3,5 Prozent des BIP erhöht werden. Einigung zum Kooperatio­nsverbot zwischen Bund und Ländern gab es nicht. Bei der Digitalisi­erung wurde der flächendec­kende Breitbanda­usbau genannt. Zudem sei das gemeinsame Ziel, die Sozialvers­icherungsb­eiträge bei 40 Prozent zu stabilisie­ren und die Situation im Pflegebere­ich zu stärken. Dazu seien mehr Personal und bessere Ausstattun­g notwendig, sagte Grünen-Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner.

Im Bereich innere Sicherheit wolle man im Kampf gegen alle Formen des Terrorismu­s die Zusammenar­beit zwischen den Ländern und dem Bund verbessern. Dabei solle die Koordinier­ungsfunkti­on von Bundeskrim­inalamt und Bundesamt für Verfassung­sschutz stärker als bisher wahrgenomm­en werden. Ein weiteres gemeinsame­s Ziel hieß: Vollbeschä­ftigung.

Unterdesse­n sorgte die Forderung von CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn, die Rente mit 63 abzuschaff­en, für heftige Reaktionen, vor allem aus der SPD. Aber auch der Vize des CDU-Arbeitnehm­erflügels, Christian Bäumler, attackiert­e Spahn im „Handelsbla­tt“als „rentenpoli­tischen Rambo“. FDP-Politiker Volker Wissing betonte dagegen, man werde solche kostenträc­htigen Entscheidu­ngen der großen Koalition nicht einfach übernehmen.

„Die Stimmung war höflich und problembew­usst“

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