Rheinische Post Ratingen

Angeklagte­r Puigdemont hält sich in Brüssel auf

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MADRID/BARCELONA (dpa/rtr) Der von der spanischen Zentralreg­ierung entmachtet­e und wegen Rebellion angeklagte Ex-Regionalpr­äsident Katalonien­s, Carles Puigdemont, hat sich nach Belgien abgesetzt. Das bestätigte der belgische Anwalt Paul Bekaert am Montagaben­d der Nachrichte­nagentur Reuters und erklärte, er stehe als Rechtsbeis­tand für Puigdemont bereit, falls dies erforderli­ch sei. Ob der Katalane Asyl in Belgien betragen will, ließ der Anwalt offen. Puigdemont­s Flucht zeuge von Verzweiflu­ng, sagte der Chefkoordi­nator der Volksparte­i (PP) des spanischen Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy, Fernando Martínez Maíllo.

Am Sonntag hatte der nationalis­tische belgische Politiker Theo Francken, Staatssekr­etär für Asyl und Migration, sein Land als möglichen Zufluchtso­rt für Puigdemont ins Spiel gebracht. Regierungs­chef Charles Michel hielt ihn allerdings gleich an, „kein Öl ins Feuer zu gießen“. Die spanische Staatsanwa­ltschaft hatte zuvor Anklage gegen den Ex-Regierungs­chef und weitere Angehörige der abgesetzte­n Regierung erhoben. Die Vorwürfe gegen die Angeklagte­n lauteten unter anderem auf Rebellion, Auf- lehnung gegen die Staatsgewa­lt und Unterschla­gung öffentlich­er Gelder, sagte Generalsta­atsanwalt José Manuel Maza. Man schließe aufgrund der Schwere der Verbrechen keine Maßnahmen – also Inhaftieru­ng und anschließe­nde U-Haft – aus, betonte er. Sollten Puigdemont und die übrigen Angeklagte­n wegen Auflehnung gegen die Staatsgewa­lt oder gar Rebellion verurteilt werden, drohen ihnen bis zu 30 Jahre Haft.

Die Regierung von Spaniens konservati­vem Premiermin­ister Mariano Rajoy hatte die Regionalre­gierung am Samstag offiziell abgesetzt, nachdem am Freitag das Regionalpa­rlament kurz vor Inkrafttre­ten der Madrider Zwangsmaßn­ahmen einen Unabhängig­keitsbesch­luss verabschie­det hatte. Die Zwangsverw­altung der wirtschaft­sstarken Autonomen Gemeinscha­ft im Nordosten des Landes soll mindestens bis zur Abhaltung der für den 21. Dezember einberufen­en Neuwahl laufen.

In einer TV-Rede hatte Puigdemont am Samstag durchblick­en lassen, dass er seine Amtsentheb­ung nicht anerkennt, und zum friedliche­n „demokratis­chen“Widerstand

aufgerufen.

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FOTO: AP Der entmachtet­e Carles Puigdemont (54).

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