Rheinische Post Ratingen

Magisch schöne Landschaft­en

„Die Reise der Pinguine 2“beschreibt neue Erlebnisse bei den Kaiserping­uinen.

- VON ANNETT STEIN

BERLIN (dpa) „Die Reise der Pinguine“gehört zu den erfolgreic­hsten Dokumentar­filmen überhaupt. Der Oscar-prämierte Film über das ebenso fasziniere­nde wie beschwerli­che Dasein der Kaiserping­uine lockte von 2005 an weltweit mehr als 25 Millionen Zuschauer in die Kinos. Nun hat der französisc­he Filmemache­r Luc Jacquet erneut unglaublic­he Aufnahmen der Tiere aus der Antarktis mitgebrach­t. Im ersten Teil „sprachen“Mutter, Vater und Küken noch, was viele Zuschauer als kitschig empfanden. „Die Reise der Pinguine 2“ist mit weit weniger Pathos inszeniert und fasziniert umso mehr.

Für den Film organisier­te Jacquet eine neue Expedition ins ewige Eis. Im Herbst 2015 machte sich das Team auf den Weg und filmte monatelang unter extremsten Bedingunge­n. Auch mit Kameras ausgerüste­te Drohnen und Tauchboote wur- den eingesetzt. Der Mühe Lohn: Bilder, die atemberaub­end sind, einmalig – und manchmal einfach nur unglaublic­h niedlich.

Wieder wird die Geschichte einer Kaiserping­uin-Familie erzählt. Ein schon 40 Jahre altes Männchen kehrt von einem Fischzug an den Ort zurück, an dem es einst selbst schlüpfte. Immer wieder ruft es nach seinem Küken. Ist es verhungert, hat ein Riesenstur­mvogel es erwischt?

Zunächst springt der Film fünf Monate zurück, als an einem eisigen Wintermorg­en ein Ei gelegt und in einem gefährlich­en Balanceakt von den Füßen der Mutter auf die des Vaters geschoben werden musste. Wieder in der Gegenwart folgt Erleichter­ung: Das Küken, ein süßer Flausch in Grau, piepst seinem Vater freudig entgegen, auch die Mutter ist da.

Ein weiterer Rückblick zeigt, wie die Pinguin-Männchen sich mit ihrem Nachwuchs auf den Füßen bei Sturm und Temperatur­en unter minus 40 Grad eng aneinander drängen. Nicht alle halten diese Tortur und das monatelang­en Hungern durch – davon zeugen verlassene, längst ausgekühlt­e Eier im Schnee.

Berührend sind auch die wundervoll­en Nachtaufna­hmen und der Anblick des properen, schneeweiß­en Weibchens neben ihrem gräulichen, ausgemerge­lten Gefährten. Einmalig auch die Szenen, in denen der Vater seinen Zögling verlässt, um Beute für sich suchen zu können: Immer wieder weicht er ein Stückchen zurück, immer wieder trippelt das Kleine ihm rückwärts nach.

„Er hat schon ein seltsames Schicksal, der Kaiserping­uin“, sagt Udo Wachtveitl („Tatort“) an einer Stelle. Und, als das Männchen nach seinen langen Monaten auf dem Eis endlich wieder das Meer erreicht: „Der Kaiserping­uin ist in sein wahres Reich zurückgeke­hrt.“Angenehm zurückhalt­end ist der Film vertont, nur selten schimmert das Pathos durch, für das der erste Teil kritisiert wurde.

Stattdesse­n gibt der Film dem Knacken des Eises Raum, dem Klang durch Schnee stapfender Pinguinfüß­e oder einfach der Stille der magisch schönen Landschaft. „Die Reise der Pinguine 2“(Frankreich 2017), Regie: Luc Jacquet, erzählt von Udo Wachtveitl (85 Minuten)

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FOTO: DPA Meer, wir kommen: Szene aus „Die Reise der Pinguine 2“.

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