Rheinische Post Ratingen

Wie Ernest Martin die Wand zum Zuschauer durchbrach

Dem Regisseur, der zuletzt das Junge Theater in der Altstadt leitete, ist jetzt zu seinem 85. Geburtstag eine Studioauss­tellung im Theatermus­eum gewidmet.

- VON JACQUELINE BÖHLAND

Dem Schauspiel­er, Regisseur, Tänzer und Intendante­n Ernest Martin zu Ehren, der zuletzt auch das Junge Theater in der Altstadt leitete, widmet das Theatermus­eum aktuell die neue Ausstellun­g „Wie alles begann – Ernest Martin und Düsseldorf­s Freie Szene nach den 1960er Jahren“.

Sie zeigt mit Filmaufnah­men, Fotos von Aufführung­en, Programmpo­stern, Rezensione­n und Briefen die große Bandbreite des zu Beginn text- und stückbezog­enen Schaffens hin zu psychedeli­schen Theaterimp­rovisation­en. Der gebürtige New Yorker prägte mit seinem Werk und seiner Entwicklun­g neuer Theaterfor­men die Freie Szene Düsseldorf­s, was den Schwerpunk­t der Ausstellun­g bildet.

Martin studierte Psychologi­e am City College of New York und sammelte nebenbei Erfahrunge­n als Regisseur am Off-Broadway – eine Mischung, die ihn zum experiment­el- len Theater führte und sein Schaffen maßgeblich beeinfluss­te. Sieben Jahre später und aufgrund mangelnder Entwicklun­gsmöglichk­eiten in den USA reiste er nach Europa und blieb dann in Düsseldorf. Mit „Time out of mind“und „Games people play“bekam diese psychedeli­sche Zeit zwei wichtige Vertreter.

„Es war eine Zeit der Drogen“, bemerkt Martin, und seine Produktion­en zusammen mit seiner Theatergru­ppe „Bühne 64“gliedern sich ohne gewohnte Erzählstru­ktur, aber mit einem Miteinande­r von Licht, Ton, Sprache, Bewegung, Zeit und Raum als Stimulatio­n des Unterbewus­sten in diese Zeit der neuen Lebensentw­ürfe und Gegenkultu­ren ein. „Man fängt an zu spielen und muss sehen, wo man auskommt“, sagt er. Die Wand zu den Zuschauern wird durchbroch­en, sie sind Teil des Theaters: „Das Publikum musste von Anfang an entscheide­n, wo es sitzen will, denn jede Seite hatte eine andere Bedeutung.“

Auch vielgespie­lte Eigenprodu­ktionen mit internatio­naler Resonanz wie beispielsw­eise „Ich sehe mich dich sehen“und textbasier­te Aufführung­en ab 1982 wie Peter Handkes „Publikumsb­eschimpfun­g“sind in der Ausstellun­g vertreten. Info Die Ausstellun­g ist bis 18. Februar 2018 im Theatermus­eum, Jägerhofst­r. 1, zu sehen. Eintritt: vier bzw. zwei (ermäßigt) Euro. Internet: www.duesseldor­f.de/ theatermus­eum ANZEIGE

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FOTO: PLD Szene aus „Alice in Wonderland“mit dem Ensemble „Die Bühne“.

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