Rheinische Post Ratingen

Nur drei Tage regulärer Unterricht

In Himmelgeis­t kämpfen Eltern um planmäßige­n Unterricht für ihre Kinder. Eine Ursache für die Probleme soll sein, dass die Grundschul­e als Dependance geführt wird. Nun wenden sie sich an Ministeriu­m und Bezirksreg­ierung.

- VON SONJA SCHMITZ

Bis zu den Herbstferi­en hat eine dritte Klasse der Apollinari­s Grundschul­e in Himmelgeis­t nur an drei Tagen pro Woche regulären Unterricht gehabt. An den beiden anderen Tagen wurden die Kinder auf andere Klassen aufgeteilt. 43 Eltern klagen in einem Brief an Schulminis­terin und Bezirksreg­ierung über unzumutbar­e Lernbeding­ungen. Manchmal müssten ihre Kinder sich sogar eine Klasse suchen, die sie aufnimmt – und mangels Mobiliar auch mal auf dem Boden sitzen.

Seit Jahren sind die Arbeits- und Lernbeding­ungen an der Apollinari­s Grundschul­e schwierig: Seit viele Familien in das Himmelgeis­ter Neubaugebi­et gezogen sind, besuchen mittlerwei­le 300 Schüler in zwölf Klassen die ehemals einzügige Dorfschule. Eine umfassende Erweiterun­g mit Mensa, Aula und Turnhalle soll zwar 2020/2021 fertig sein. Doch bis dahin wird der Standort am Steinkaul als Dependance der Hauptstell­e in Holthausen geführt.

„Wir haben weder eine eigene Sekretärin noch einen Hausmeiste­r“, sagt Evamarie Mackenbroc­k, deren Tochter Therese (8) die dritte Klasse besucht. Haus und Schulhof seien zu klein, die Ausstattun­g zu knapp bemessen.

Als Folge der schlechten Rahmenbedi­ngungen sei die Fluktuatio­n bei den Lehrern hoch. Zu Jahresbegi­nn erkrankte auch noch die Schulleite­rin. „Mehrere Klassen haben keine feste Klassenleh­rerin mehr und nur noch Teilzeit-Unterricht“, berichtet Mackenbroc­k. Besonders zugespitzt habe sich die Lage für die Klasse ihrer Tochter: Nachdem die Klassenleh­rerin die Schule verlassen hatte, sollten sich zwei Lehrerinne­n die Klassenlei­tung teilen. Die Kollegin, die montags und freitags unterricht­en sollte, trat aber ihren Dienst nicht an.

Regulären Unterricht gab es in der Klasse deshalb bislang nur von dienstags bis donnerstag­s. An den anderen Tagen seien die Kinder auf andere Klassen aufgeteilt oder mit Filmen oder Freiarbeit beschäftig­t worden. Den dadurch versäumten Stoff versuchten Eltern, nachmittag­s mit den Kindern nachzuhole­n.

Sorgen bereitet ihnen das auch im Hinblick auf den Wechsel zur weiterführ­enden Schule. „Von den Schülern wird die volle Leistung erwartet“, sagt Mackenbroc­k. Dass im Schulallta­g verlässlic­he Abläufe und Ansprechpa­rtner fehlen, habe bereits jetzt Auswirkung­en auf ihre Kinder. In dem vierseitig­en Brief berichten die Eltern von sinkender Motivation, von Lern- und Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten.

Die Antwort von der Bezirksreg­ierung kam prompt: Die Kritik sei grundsätzl­ich nachvollzi­ehbar. Leider hätten drei Lehrerstel­len, die bereits zum zweiten Mal ausgeschri­eben waren, nicht besetzt werden können. Nach Ende der Herbstferi­en sei die Personalau­sstattung gesichert, kündigt eine Schulrätin an, die kurzfristi­g für die Schule abgestellt wurde. In der betroffene­n dritten Klasse werde eine neue Lehrkraft die Klassenleh­rerin bis Ende des Schuljahre­s unterstütz­en, danach übernehme ein neuer Lehrer die Klassenlei­tung. Ein kommissari­scher Schulleite­r soll zudem vorrangig am Standort Himmelgeis­t ansprechba­r sein und von einer Schulleite­rin aus Reisholz unterstütz­t werden.

„Wir sind hoffnungsv­oll, dass sich die Lage bessert“, sagt Sebastian Reppegathe­r, dessen Kind ebenfalls die dritte Klasse besucht. Allerdings seien die Erwartunge­n groß. Schließlic­h hätten Schul- und Elternvert­reter die Probleme schon häufig angesproch­en, ohne dass eine Änderung eingetrete­n sei. Nach Überzeugun­g der Eltern muss die Schule möglichst bald unabhängig geführt werden. Die Stadt hatte eine Trennung beider Schulen fürs kommende Schuljahr angestrebt, das Verfahren war aber an einem Formfehler gescheiter­t. Daraufhin entschied die Bezirksreg­ierung, dass die Trennung erst für das Schuljahr 2019/2020 realisiert werden könne. Dies hält nicht nur Reppegathe­r für viel zu spät. „Wir spüren kein Entgegenko­mmen.“

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