Rheinische Post Ratingen

Bei Wolf steht die Null

Fortuna ist seit 303 Minuten in der zweiten Liga ohne Gegentor. Mit nur zehn Gegentreff­ern in zwölf Spielen hat die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel die wenigsten kassiert. Ein Wert, wie der eines Aufsteiger­s.

- VON THOMAS SCHULZE

Eigentlich war Raphael Wolf in dieser Saison der Platz auf der Bank vorbehalte­n. Schließlic­h hat Fortuna in Michael Rensing den besten Torhüter der zweiten Liga. Diesen Ruf hat sich der 33 Jahre alte Schlussman­n im Laufe der Jahre hart erarbeitet. Und er hat in den eineinhalb Jahrzehnte­n als Profi gelernt, mit Enttäuschu­ngen umzugehen – bei Bayern München, wo er einst Kronprinz von Oliver Kahn war, in Köln und Leverkusen, aber auch in Düsseldorf, wo 2015 Trainer Mike Büskens überrasche­nd Fabian Giefer den Vorzug gab. All diese Situatione­n hat Rensing gemeistert. Doch plötzlich steht er vor einer neuen Herausford­erung – sportlich, aber vor allem mental.

Mitte August erlitt Rensing im Training einen Rippenbruc­h. Der schien gut verheilt, so dass er in Absprache mit den Ärzten das Training wieder aufnahm.Vorsichtig – auf einer weichen Matte arbeitete er zunächst. Und dann passierte es doch. Der Keeper fiel unglücklic­h, die Verletzung brach wieder auf. „Das ist einfach nur Pech“, sagt Trainer Friedhelm Funkel. Damit ist das Fußball-Jahr 2017 für Rensing vorzeitig beendet. Der Keeper muss zusehen, wie sein Kollege Raphael Wolf mit der Mannschaft von Erfolg zu Erfolg eilt. „Michael hat eine wunderbare Freundin, einen Beruf, den er liebt, er verdient gutes Geld – es könnte ihm wirklich schlechter gehen“, sagt der Trainer. „Er muss jetzt einfach Geduld haben und bis zum 2. Januar pausieren.“

Das bereitet Rensing derzeit mehr Probleme als Funkel. „Selbst wenn Raphael etwas passiert, ist das auch kein Problem. Dann ist Tim da. Wir haben drei sehr gute Torhüter.“Tim Wiesner, 20 Jahre alt, als Nummer drei eigentlich für die zweite Mannschaft vorgesehen.

Natürlich haben die Torhüter ihren Anteil am Erfolg, doch entscheide­nd ist, dass die gesamte Mannschaft ihre Defensivau­fgaben in den vergangene­n Wochen immer besser erledigt hat. In den zwölf Ligaspiele­n hat Fortuna nur einmal drei Gegentore kassiert und prompt mit 1:3 in Fürth verloren. Zwei Mal musste sie zwei Gegentreff­er hinnehmen: zum Auftakt gegen Braunschwe­ig (2:2) und gegen den Titelaspir­ant Berlin (3:2). In den vergangene­n sechs Spielen musste Torhüter Raphael Wolf den Ball aber nur zwei Mal aus dem Tor holen, seit 303 Minuten überhaupt nicht mehr.

So war Funkel denn auch mit dem torlosen Remis in Bochum „einhundert­prozentig zufrieden. Es ist wichtig, dass man solche Spiele ungeschlag­en übersteht. Wir haben die Null gehalten, das wollten wir. Wenn du oben stehst, ist ein Punkt Gold wert; wenn du unten stehst, reicht er oft nicht.“Verbesseru­ngsbedarf sieht er aber in puncto Leistung und Cleverness: „Dass wir uns kurz vor Schluss auskontern lassen, anstatt mit dem Punkt zufrieden zu sein, zeigt, dass wir noch nicht so weit sind.“

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Endstation Raphael Wolf: Der Fortuna-Torhüter ist hier vor dem Bochumer Lukas Hinterseer am Ball.

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