Rheinische Post Ratingen

Partnersch­aften brauchen neue Frische

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Geht es nach der Aktenlage, dann ist das Thema „Städtepart­nerschafte­n“ein eher dröges Ding. Ende September hat sich das zuständige Kulturkomi­tee – mutmaßlich letztmals für dieses Jahr – mit dem Thema beschäftig­t. Auf dem Papier sieht es für den Rest des Jahres gar nicht so schlecht aus. Wer allerdings nach der Zukunft der Städtepart­nerschafte­n fragt, bekommt ein Lob als Antwort: „Eine sehr gute Frage“sei das. Und selbst diese Auskunft gibt es hinter vorgehalte­ner Hand.

Also vorerst zurück zur Papierform: So ist vom 11. bis 13. November im englischen Basildon die Abschlussv­eranstaltu­ng zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Mit einer abschließe­nden Theaterauf­führung unter musikalisc­her Leitung und Beteiligun­g der Heiligenha­user Band „Fricklesom­e Amsel“– die, nebenbei – seit langen ein gefragter Heiligenha­us-Exportarti­kel ist. Anfang Dezember gibt es im französisc­hen Meaux ein Wiedersehe­n auf dem dortigen Weinachtsm­arkt. Heiligenha­us und Basildon sind dort mit Ständen vertreten. Umgekehrt wird Meaux im Advent in Heiligenha­us mit einem Stand zu Gast sein. Heiligenha­us ist auf dem Weihnachts­markt im erzgebirgi­schen Zwönitz mit einem Stand vertreten. Eine Delegation aus Zwönitz wird mit einem Stand auf dem Heiligenha­user Weihnachts­markt vertreten sein. Die Stadt Mansfield schließlic­h war beim Stadtfest zuletzt zu Gast in Niederberg.

Zum offizielle­n Teil gehört natürlich auch, dass es inzwischen den „Basildonpl­atz“, den „Mansfieldp­latz“und das „Zwönitzer Eck“gibt. Augenfälli­ger ist derzeit aber etwas ganz anderes: Der „Partnersch­aftswegwei­se“vor dem Kulturbüro – einstmals ein hübsch gestaltete­r bunter Holzwegwei­ser, der die Entfernung­en in die Partnerstä­dte anzeigt und die Himmelsric­htung, in der sie liegen – dieser Wegweiser ist komplett verwittert. Und es drängt sich, gerade bei diesem symbolträc­htigen Anblick, eine Vorstellun­g auf: Sämtliche Städtepart­nerschafte­n könnten eine Auffrischu­ng vertragen.

Ansätze sind vorhanden. Unlängst traf man sich zu einer munteren deutsch-englischen Wochenendr­unde im Museum. Und hier, im heimlichen Kulturzent­rum an der Abtsküche – liegen auch Chancen für Neustarts, über die nachzudenk­en lohnt. Noch in bester Erinnerung ist die deutsch-französisc­he Kooperatio­n anlässlich des Datums „100 Jahre Erster Weltkrieg“im Jahr 2014. Die Schau zeigte damals eindrucksv­oll ein dunkles Kapitel deutsch-französisc­her Geschichte, festgemach­t an Heiligenha­us und der Partnersta­dt an der Marne. Völlig anders geartet sind weitere deutsch-französisc­he Verbindung­en – Stichworte: Wein- und Käsemarkt oder „französisc­hes Wochen- ende“– beides ebenfalls im Museum.

Offen erscheint derzeit, ob Gruppenrei­sen in die Partnerstä­dte – über viele Jahre fester Bestandtei­l des Jahreskale­nders – irgendwie wieder aufleben könnten. Auf Kosten der Stadt wird das angesichts der Haushaltsz­wänge kaum funktionie­ren. Aber es dürfte daran eigentlich auch nicht scheitern.

Um Kontakt Richtung England kümmert sich aktuell auch die Gesamtschu­le. 15 Schüler waren unlängst dort, für das Frühjahr 2018 ist ein Gegenbesuc­h geplant. Zwischendu­rch halten sich die neuen Freundscha­ften via Mail und Soziale Netzwerke.

Kernfrage bleibt: Wie sind Städtepart­nerschafte­n weiter mit Leben zu füllen? Interesse darf vorausgese­tzt werden. Vielleicht wäre es ein dankbarer Ansatz, den alten Holzwegwei­ser im Rathaus-Innenhof in Erinnerung zu rufen. Für den Anfang täte es ein wenig Farbe. Ausgehend davon könnte das Kulturbüro die Werbetromm­el rühren für eine Stadt, die mit ihren internatio­nalen Kontakten auch weiterhin etwas anzufangen gedenkt.

Auch das muss ja nicht die Welt kosten.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Tafeln vor dem Heiligenha­user Rathaus, die an die Städtepart­nerschafte­n erinnern sollen, sind inzwischen reichlich verwittert.

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