Allerheiligen – unser Fest?
Genau vor zwei Jahren schrieb ich einen kurzen Text über die fehlenden Blätter, die sich so schön voneinander unterscheiden, indem sie ihr Grün gegen Rot, Gelb oder Braun austauschen. Schon damals sagte ich, dass das Schönste, was die Blätter des Frühlings potenziell in sich haben, erst am Ende ihres Lebens sichtbar wird.
Im Herbst feiern die katholischen Christen etwas ganz Besonderes, nämlich das Fest Allerheiligen. Auch damit sind unsere verschiedenen Vorstellungen verbunden, Vorstellungen über Heiligkeit. Was ist das? Wer ist ein Heiliger?
Für viele ein Mensch, der gar nicht zu unserer Realität passt, ein solcher bleibt fast 24 Stunden auf den Knien und betet, hat mystische Visionen und Augen, die zeigen, dass er mit seinen Gedanken irgendwo anders ist.
Für andere ist das eine Frau, ohne Familie, ohne Hobby, die den Sinn ihres Lebens in der Sozialen Arbeit unter den Ärmsten dieser Welt findet. Es gibt noch mehrere Beispiele… alle kann man auf den gleichen Nenner bringen: Sie alle passen nicht zu uns. Wir bewundern sie, aber ahmen sie nicht nach!
Das ist aber ein großes Missverständnis! Am 1. November werden alle Heiligen bedacht und verehrt: die Evangelisten, die Apostel und Märtyrer, vor allem aber die von mir am meisten geschätzten – die aus „meiner Nachbarschaft“.
Ich habe nichts gegen die „großen Schutzpatrone“. Das Problem ist, sie haben vor langer Zeit gelebt und dadurch „sprechen sie mich heute nicht mehr an“. Was mich anspricht, ist das Leben einer alten Dame, die, trotz ihrer Begrenzungen, sich nachhaltig für andere einsetzt; das ist auch das Schicksal eines verwitweten Mannes, der nach dem Tod seiner Frau die fünf Kinder alleine aufzieht…
Und irgendwann vielleicht werden wir von jemandem „heilig“genannt und erfreuen uns eines Platzes unter denen, die sich schon heute bei Gott ohne Ende freuen dürfen.
„Was mich anspricht, ist das Leben einer alten Dame, die sich nachhaltig für andere einsetzt“
Kaplan Zasanki KAPLAN CHRISTOPH ZASANSKI, HEILIG GEIST