INFO Nuklearphysiker leitet Dienstleistungsfirma
auf dann 300 Menschen. Wir suchen für die Zentrale vor allem Kaufleute und technisch Versierte wie Informatiker und Ingenieure.
Den Auftrag der Telekom für das Gebäudemanagement hatte vorher der österreichische Baukonzern Strabag. Werden Sie dessen Mitarbeiter übernehmen?
GRANDERATH Wir haben Interesse an einer Übernahme signalisiert, doch Strabag hat zunächst verlauten lassen, möglichst alle Mitarbeiter im Konzern zu halten. Wir haben dennoch konstruktive Gespräche vereinbart. Eigentlich ist ein Übergang von einem Teil der Mitarbeiter bei solchen Partnerwechseln üblich. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir auch alleine das erforderliche Personal stellen können.
Wie bitte wollen Sie das schaffen, alle reden vom Fachkräftemangel?
GRANDERATH Wir werden massiv die Marketing-Trommel rühren müssen. Das geht über alle Kanäle von Zeitungsanzeigen, Internetwerbung über andere Medien bis hin zu TVSpots. Dem Fachkräftemangel können wir auch entgegenwirken, weil wir auf Personal von anderen ISSGesellschaften im Ausland zurückgreifen können. Außerdem setze ich stark darauf, dass wir ein sehr attraktiver Arbeitgeber sind, gerade verhandeln wir mit der Gewerkschaft IG BAU über einen Haustarifvertrag für Angestellte, nicht selbstverständlich in unserer Branche.
Wen suchen Sie konkret?
GRANDERATH 90 Prozent unserer Wertschöpfung resultiert unmittelbar aus der menschlichen Arbeitskraft. Dafür werden wir als Dienstleister ja auch bezahlt. Das heißt für uns konkret aber auch, dass wir die ISS-Chef Alexander Granderath studierte Nuklearphysik in Köln und hat einen Doktortitel in diesem Fach. Seit Oktober 2010 ist er Chef der ISS Deutschland. Er startete seine berufliche Laufbahn bei General Electric und AEG und hatte verschiedene Managementpositionen in Deutschland und Europa für die Danaher Group inne. Granderath ist verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Willich. Die Firma ISS ist ein internationales Dienstleistungsunternehmen, das in den Bereichen Catering, Gebäudemanagement, Reinigung, Sicherheit. Menschen entsprechend trainieren müssen. Auch einfache Arbeiten wie Reinigen müssen mit großer Kundenorientierung ausgeführt werden. Auch Reinigungskräfte sollen handeln wie Mitarbeiter eines Hotels oder solche im Vertrieb. Wir versuchen, unseren Mitarbeitern ein Bewusstsein dafür zu geben, dass sie an etwas Großem mitarbeiten. Also nicht: Ich reinige bei BMW, sondern ich wirke als Dienstleister mit bei der Entwicklung der Elektromobilität. Bei der Telekom als High-TechKonzern ist das gar nicht anders. Wir selbst sind sehr innovativ.
Wie kann ein einfacher Vorgang wie putzen innovativ sein?
GRANDERATH Zum Beispiel erhält jede unserer Reinigungskräfte ein Tablet, über das jeden Tag andere Aufträge erteilt werden, da saisonal oder bedarfsbedingt wechselnde Aufträge erteilt werden. So muss etwa, wenn der Schnee fällt, ein Eingangsbereich intensiver gereinigt werden. Und wir verfügen über Sensoren, die feststellen, welcher Raum etwa so wenig benutzt wurde, dass eine Reinigung noch nicht notwendig ist. Das spart Zeit und Geld im Sinne des Kunden und optimiert die Prozesse.
Welche Tätigkeiten müssen die neuen Mitarbeiter erfüllen?
GRANDERATH Von den 6000 Jobs, die wir schaffen, sind 300 im kaufmännischen Bereich. Etwa 1500 sind Techniker, Elektriker, Klimatechniker, Programmierer. Der Rest von etwas mehr als 4000 entfällt auf klassische Dienstleister, etwa Empfang oder Reinigung.
Kann es sein, dass Sie der Telekom da etwas verkauft haben, was es noch gar nicht gibt?
GRANDERATH (lacht) So ist das in unserer Branche üblich. Man erhält einen Auftrag und dann stellt man die Truppe auf, diesen zu bewältigen. Das ist ja gerade die Leistung unserer Firma. Bei BMW haben wir ein 1000-Mann-Team binnen zwei Monaten aufgestellt. Da ist die jetzige Vorlaufzeit von mehr als 18 Monaten ja geradezu noch komfortabel.
Wie wichtig ist der Auftrag für Ihr Unternehmen?
GRANDERATH Enorm wichtig. Bisher machen wir einen DeutschlandUmsatz von 320 Millionen Euro jährlich. Durch den Telekom-Auftrag kommen auf einen Schlag mehr als 400 Millionen Euro pro Jahr dazu. Über die Vertragslaufzeit reden wir dann von vier Milliarden Euro. THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.