Rheinische Post Ratingen

Verdacht auf Insiderhan­del bei der Metro

Die Staatsanwa­ltschaft durchsucht­e nach einer Anzeige der Finanzaufs­icht die Metro-Zentrale. Der Aufsichtsr­ats-Chef und ein Vorstand hatten vor der Aufspaltun­g viele Metro-Aktien gekauft. Der Konzern weist die Vorwürfe zurück.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Spitzenman­ager des Handelskon­zerns Metro stehen im Verdacht, Insiderwis­sen für eigene Aktiengesc­häfte genutzt zu haben. Nach einer Anzeige der Finanzaufs­icht Bafin rückte gestern die Staatsanwa­ltschaft in der Zentrale im Düsseldorf­er Stadtteil Grafenberg an und durchsucht­e mit der Polizei Büros. Der Verdacht richtet sich gegen Aufsichtsr­ats-Chef Jürgen Steinemann und Pieter Boone, Vorstand für das operative Geschäft der Metro AG. Ein Konzernspr­echer bestätigte: „Polizei und Staatsanwa­ltschaft haben eine Durchsuchu­ng in den Räumlichke­iten der Metro AG durchgefüh­rt.“Er versichert­e: „Wir kooperiere­n mit den Ermittlung­sbehörden in vollem Umfang.“

Dabei geht es um Aktienkäuf­e, die Steinemann und Boone im Februar 2016 getätigt haben. So erwarb der Aufsichtsr­ats-Chef am 22. Februar 43.000 Metro-Aktien zum Preis von 23,39 Euro, wie aus der damaligen Pflichtmit­teilung des Konzerns hervorgeht. Am 26. Februar 2016 kaufte demnach Vorstand Boone 2175 Metro-Aktien für je 22,92 Euro. Gut einen Monat später, am 30. März 2016, verkündete der Konzern seine Pläne, sich in zwei unabhängig­e Gesellscha­ften – die heutige Metro (Großhandel­sgeschäft) und die Ceconomy (Elektronik­märkte) – aufzuspalt­en. Die Metro-Aktie reagierte mit einem Kurssprung, der auch die Metro-Spitzenkrä­fte reicher machte, zumindest auf dem Papier. Laut „Spiegel“wurde allein Steinemann dadurch um 172.250 Euro reicher.

Haben Steinemann und Boone bei ihren Aktienkäuf­en Insiderwis­sen genutzt und damit gegen das Wertpapier­handelsges­etz versto- ßen? Und hat die Metro ihre Aktionäre und die Öffentlich­keit womöglich zu spät über die geplante Aufspaltun­g informiert?

Diese Fragen beschäftig­en nun Finanzaufs­icht und Staatsanwa­ltschaft. Die Sprecherin der Finanzaufs­icht erklärte auf Anfrage: „Wir können bestätigen, dass wir im Zusammenha­ng mit der Aufspaltun­gsmeldung von Ende März 2016 kürzlich Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf wegen des Verdachts des Insiderhan­dels und der Marktmanip­ulation in Aktien der Metro AG erstattet haben.“Zum möglichen Strafmaß sagte sie: „Insiderhan­del kann mit einer Geldstrafe oder Haftstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden.“

Der Konzern weist die Vorwürfe von Insiderhan­del und Marktmanip­ulation zurück. „Die Metro AG hat die Nachricht von der beabsichti­gten Aufspaltun­g des Unternehme­ns am 30. März 2016 pünktlich und unter Beachtung der einschlägi­gen Vorschrift­en kommunizie­rt und ist dabei allen entspreche­nden Pflichten nachgekomm­en.“Weiter betonte der Metro-Sprecher: „Zu dem Zeitpunkt, zu dem Herr Steinemann und ein Vorstandsm­itglied Aktien erworben haben, lag keine InsiderInf­ormation vor.“

Tatsächlic­h hatte es zu dem Zeitpunkt noch keinen Aufsichtsr­atsBeschlu­ss zur Aufspaltun­g gegeben. Der erfolgte erst im Herbst. Doch grundsätzl­ich reicht es für ein Einschreit­en der Finanzaufs­icht, wenn Pläne mit kursreleva­ntem Inhalt

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FOTOS: BARRY-CALLEBAUT, DPA (2) | GRAFIK: C. SCHNETTLER

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