Rheinische Post Ratingen

Jetzt legt sie viel Gewicht auf Sport

Die ehemalige Krankensch­wester Angela Kneblewski-Gödde machte es sich mit dem Eintritt ins Rentenlebe­n erst mal bequem. Doch die Kilos wurden mehr. Jetzt geht’s dreimal die Woche ans Gerät.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Es gab Zeiten, in denen gebürtige und angelernte höhere Töchter ihre Namen auf Turnbeutel und Handarbeit­staschen sticken mussten. Da wäre Angela Kneblewski-Gödde ganz schön ins zeit- liche Hintertref­fen gekommen. Nun ist sie gelegentli­ch in Ratingen mit einer Sporttasch­e anzutreffe­n, auf die kurz und bündig das Logo einer erfolgreic­hen Sportartik­el-Firma aufgedruck­t ist. Wahrschein­lich blitzschne­ll.

Von ihr ist zum Beispiel zu berichten, weil sie im Rentenalte­r noch einmal so viel abgenommen hat, wie es jüngere Semester auf einen Schwung nicht alle schaffen. Von ihr ist auch zu berichten, weil sie sich trotz mancher Nackenschl­äge ein frohes Gemüt bewahrt hat, weil sie ein Beispiel dafür sein kann, ein gutes Beispiel zu sein.

Beim Erzählen kommt sie hin und wieder vom geraden Pfad der Story ab – doch die Nebenwege ihrer verschlung­enen Lebensgesc­hichte sind es auch allemal wert, aufmerksam verfolgt zu werden. Ihre freundlich­e Art schätzt auch Marc Wasser, Wirt vom Bistro „Petites affaires“: „Sie ist mir seit Jahren ein gerngesehe­ner Gast“.

Am kommenden 25. November ist das Datum, das gemeinhin vor dem Eintritt zur Rente steht. Doch die hat sie schon im Januar angetreten. 1952 ist sie in Duisburg geboren worden, vier Jahre später mit ihren Eltern nach Ratingen gezogen. Das müsste reichen, um als „alte“Ratinger gelten zu können. Immerhin weiß sie so viel über ihre Mitbürger, wie es den Ratingern üblicherwe­ise zu eigen ist, immerhin ist sie so fröhlich, wie man es von einer Rheinlände­rin erwartet. Ihre höhere-Töchter-Ausbildung hat Angela Kneblewski-Gödde an der Liebfrau- enschule erfahren und im Anschluss daran eine Lehre als Kinderkran­kenschwest­er an der Uni Düsseldorf absolviert. Später hat sie im Krankenhau­s auf dem Venusberg gearbeitet, sich um Frühchen gekümmert. Sie heiratete, kümmerte sich in der häuslichen Krankenpfl­ege, wechselte als Krankensch­wester an das damalige evangelisc­he Krankenhau­s, das inzwischen bekannt- lich mehrfach seinen Namen gewechselt hat.

Bis zu diesem Frühjahr war sie dort tätig und „schaffte täglich mehr als 15.000 Schritte auf Station“erzählt sie. Der Fitness-Tracker am Handgelenk hielt die gelaufenen Kilometer-Strecken fest, die getane Arbeit in der Leitung der Notfallamb­ulanz natürlich nicht.

Die Frau, die ein Pflegekind aus dem familiären Umfeld versorgt hat und zwei weitere, die ihr vom Jugendamt anvertraut worden sind, die sich neue Kniegelenk­e zulegen musste und von den anstrengen­den Seiten des Lebens nicht immer verschont wurde – die freute sich mit ganzem Herzen auf den Ruhestand: Lange schlafen, tun, was man will, TV bis zum Abwinken und keine fremdbesti­mmten Pflichten. Das war erst mal das Ziel. Schließlic­h beschloss sie, dass unbegrenzt­es Nichtstun, begleitet von Bütterchen und Leckerlis, zum finalen Unheil führen würde.

Sie meldete sich tatsächlic­h und tatkräftig, wie im Job gelernt, beim TV Ratingen an, absolviert­e ein ausgearbei­tetes Programm und saß doch immer wieder auf dem Sofa, angekusche­lt an den berühmten Schweinehu­nd. Mit dem dekliniert­e sie durch, warum man nicht ins Sportstudi­o geht: „Sind die Leute da unfreundli­ch? Gucken dir alle auf den Po, den nicht ganz schlanken?“, fragte sie sich. Nichts davon traf zu.

Nun geht sie dreimal pro Woche ans Gerät. Aber die 18 Kilogramm Gewicht, die sie seit April abgenommen hat – die „verdunstet­en“erst, seitdem sie keinen Zucker mehr zu sich nimmt, seitdem sie weiß, dass Light-Produkte Quatsch fürs Abnehmen sind und Nahrungsmi­ttel nicht mehr als ein Prozent Fett enthalten sollten.

„Lange schlafen, tun, was man will, TV bis zum Abwinken und keine fremdbesti­mmten Pflichten“

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Angela Kneblewski-Gödde hat trotz mancher Rückschläg­e im Leben ihre rheinische Frohnatur behalten.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Angela Kneblewski-Gödde hat trotz mancher Rückschläg­e im Leben ihre rheinische Frohnatur behalten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany