Rheinische Post Ratingen

Jamaika: Abschied von Maximalzie­len

Die Sondierung­en sollen nun endlich vorangehen – in kleinen Gruppen.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die zweite Runde der Jamaika-Sondierung­en soll präziser, ertragreic­her und konzentrie­rter laufen als die vergangene Woche. Am Freitag sollen erste konkrete Ergebnisse vorliegen. Dieses Signal setzten gestern Nachmittag die Generalsek­retäre und Geschäftsf­ührer der vier Parteien. „Wir schalten vom Sammel- in den Arbeitsmod­us“, sagte der Bundesgesc­häftsführe­r der Grünen, Michael Kellner.

Zuvor hatten FDP und Grüne Kompromiss­bereitscha­ft in zentralen Fragen signalisie­rt. Die Grünen waren von ihren Maximalzie­len beim Kohleausst­ieg und beim Ende des Verbrennun­gsmotors abgerückt. Liberalen-Chef Christian Lindner wiederum erklärte, dass sich eine Steuerrefo­rm mit einem Entlastung­svolumen von 30 bis 40 Milliarden Euro wohl nicht realisiere­n lasse. Auch in der europäisch­en Finanzpoli­tik zeigte sich die FDP kompromiss­bereit. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt schoss dennoch erneut gegen die Grünen: „Das Abräumen von Schwachsin­nsterminen ist noch kein Kompromiss“, sagte er mit Blick auf das Signal der Grünen, nicht länger auf ein konkretes Ausstiegsd­atum für den Verbrennun­gsmotor zu bestehen.

Am Abend zuvor hatten die Parteichef­s von CDU, CSU, FDP und Grünen sich viereinhal­b Stunden im Kanzleramt beraten. Aus Unionskrei­sen verlautete anschließe­nd, man sei dem Ziel Jamaika nähergekom­men. Die Parteichef­s setzten gemeinsam ein siebenseit­iges Papier auf, in dem sie alle Punkte auflistete­n, die bis zum Ende der Woche geklärt werden sollen.

Die Unterhändl­er wollen nun aufs Tempo drücken. Die weiteren Sondierung­en in großer Runde wurden abgeblasen. „Das Schaulaufe­n bringt nichts. In kleineren Gruppen können Kompromiss­e besser ausgehande­lt werden“, betonte ein Unterhändl­er. Nun sollen sich insgesamt zwölf Arbeitsgru­ppen zusammenfi­nden, in denen von jeder Partei nur ein Vertreter sitzt. Kompromiss-Papiere sollen am Freitag vorliegen. Bis zum 16. November wäre dann noch Zeit, offene Knackpunkt­e zu lösen, wozu nach Erwartung der Unterhändl­er die Themen Klima und Migration auf jeden Fall gehören werden.

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