Rheinische Post Ratingen

Der Finanztest der Landesregi­erung

Der schwarz-gelbe Haushalt sieht tausende neue Stellen vor. Wo gespart wird, ist aber nicht ganz klar.

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DÜSSELDORF (kib) An einem historisch­en Tisch tagte gestern das Landeskabi­nett. Aus dem Jahr 1954 stammt er – und damit aus einer Zeit, als die Etats noch solide waren. In dieser Kontinuitä­t sieht sich NRW-Finanzmini­ster Lutz Lienenkämp­er (CDU), als er gestern den ersten Haushaltse­ntwurf der neuen schwarz-gelben Landesregi­erung präsentier­t.

Es ist ein wichtiger Moment im politische­n Jahr – ganz besonders nach einer Wahl. Der Haushaltsp­lan 2018 lässt erstmals Rückschlüs­se darauf zu, welche Bereiche künftig im Mittelpunk­t der Landespoli­tik stehen. Und darauf, welche Wahlverspr­echen vielleicht doch an der finanziell­en Realität scheitern.

Gehalten hat die neue Landesregi­erung ihr Verspreche­n, die Ära neuer Schulden zu beenden. Eine schwarze Null soll unterm Strich unter dem Vertragswe­rk stehen. Das ist allerdings vor allem den steigenden Steuereinn­ahmen und den niedrigen Zinsen zu verdanken. Bei 58 Milliarden Euro liegen 2018 die Steuereinn­ahmen den Planungen zufolge in NRW, 1,8 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr.

In der Folge ist mehr Geld für Justiz und Inneres, für Verkehr, Bildung und Kultur da: Für 1482 neue Stellen allein im Innenresso­rt, etwa für Kommissare. Für 1135 neue Stellen in der Justiz, etwa um Staatsanwa­ltschaften zu entlasten. Und für 2048 Mittelfris­tige Finanzplan­ung NRW 2017 - 2021, in Mrd. Euro Haushaltsv­olumen Steuereinn­ahmen 73,9 56,2 -1,5 74,5 58,0 0,0 neue Lehrer-Stellen. Zusätzlich bleiben 3299 erhalten, die eigentlich wegfallen sollten. 220 Millionen Euro fließen den Plänen zufolge in die Breitbandv­ersorgung. Und gut 38,4 Millionen Euro stehen für Straßen bereit. Kommunale Integratio­nszentren erhalten 15,3 Millionen Euro zusätzlich. Mehr Geld gibt es auch für die Kultur, etwa für kommunale Theater. Lienenkämp­er betonte, der Haushalt mit einer 76,5 60,1 0,03 schwarzen Null falle der Landesregi­erung nicht in den Schoß, sondern sei auch Einsparung­en von 131 Millionen Euro zu verdanken. Wo genau gespart werden soll, wurde aber noch nicht deutlich. 56 Millionen Euro stammten aus finanziell­en Mitteln, die in den einzelnen Ressorts nicht genutzt würden, so der Minister. Wo die Landesregi­erung die restlichen 75 Millionen Euro bei Landesförd­erprogramm­en sparen will, müssten die Ministerie­n jedoch noch festlegen. Und noch ein weiterer Punkt, den CDU und FDP an der rot-grünen Haushaltsp­olitik der Vorgänger-Regierung stets kritisiert hatten, blieb offen. Zwar versichert­e Lienenkämp­er, so bald wie möglich werde auch die Schuldenti­lgung in Angriff genommen. Konkret wurde der Minister aber auch hier noch nicht.

Es sind also noch einige Fragen zu beantworte­n, wenn der Haushaltse­ntwurf am 15. November in den Landtag eingebrach­t wird.

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