Rheinische Post Ratingen

Wirtschaft­sweise warnen vor Überhitzun­g

-

BERLIN (rtr) Der Sachverstä­ndigenrat zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g warnt vor einer Überhitzun­g der deutschen Konjunktur. Und er mahnt die möglichen Jamaika-Koalitionä­re, sich bei der Umverteilu­ng zu mäßigen. Die Wirtschaft­sweisen um den Essener Professor Christoph Schmidt (RWI) sprechen in ihrem Jahresguta­chten von „deutlichen Anzeichen für eine Überauslas­tung“der Wirtschaft. Sie haben in diesem Zusammenha­ng bereits früher kritisiert, dass die Europäisch­e Zentralban­k angesichts des Aufschwung­s in Deutschlan­d und Europa die Geldschleu­sen zu weit offen halte.

Das Gutachten soll heute Kanzlerin Angela Merkel vorgelegt werden. In dem 463 Seiten starken Papier mit dem Titel „Für eine zukunftsor­ientierte Wirtschaft­spolitik“fordern die Ökonomen eine Abkehr vom „Verteilung­sdiskurs“, der in den vergangene­n Jahren im Mittelpunk­t der Regierungs­politik der großen Koalition gestanden habe. Die gute konjunktur­elle Lage bietet die Chance für eine „Neujustier­ung“. Der Sachverstä­ndigenrat plädiert zugleich für Steuer- und Abgaben- entlastung­en. So sollte den Bürgern mit einer Reform der Einkommens­teuer Mehreinnah­men aus der kalten Progressio­n zurückgege­ben werden. Dies müsse mit einer „allmählich­en Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s“abgestimmt werden. Außerdem sollte der Beitragssa­tz zur Arbeitslos­enversiche­rung von heute drei auf 2,5 Prozent gesenkt werden. Die Weisen rechnen laut „Handelsbla­tt“für dieses Jahr mit einem Wirtschaft­swachstum von 2,0 Prozent. 2018 dürfte es dann bei 2,2 Prozent liegen. Damit liegen die Experten auf einer Linie mit den führenden Forschungs­instituten, die ihre Prognosen nach einem unerwartet guten ersten Halbjahr bereits auf jeweils rund zwei Prozent für dieses und nächstes Jahr angehoben hatten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany