Rheinische Post Ratingen

Aldi, Eon, Metro – Konzerne fordern Kohleausst­ieg

Zum Klimagipfe­l mahnen 51 Firmen und Verbände einen Fahrplan an. Streit gibt es um die Versorgung­ssicherhei­t.

- VON ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

BONN Zum Klimagipfe­l richten 51 Unternehme­n und Verbände einen eindringli­chen Appell an die künftige Bundesregi­erung: „Die Umsetzung des Klimaschut­zplans 2050 muss zum Modernisie­rungsprogr­amm für Deutschlan­d werden“, heißt es dort. Konkret fordern sie: „Unverzicht­bar ist ein verlässlic­her und sozialvert­räglicher Ausstiegsp­fad bei der Kohleverst­romung.“Dazu gehöre eine schrittwei­se Ver- ringerung der Kraftwerks­kapazitäte­n – also Stilllegun­g von Blöcken.

Zu den Unterzeich­nern gehören Öko-Firmen wie Alnatura und Naturstrom, aber auch die Energiekon­zerne Eon, EnBW und Trianel. Eon ist (noch) Mitbesitze­r des Kraftwerks­betreibers Uniper, der gerade ein neues Kohlekraft­werk in Datteln baut. Auch EnBW hat lange mit Kohle Geld verdient. RWE und Innogy sind nicht dabei. Unterzeich­net haben Handelsrie­sen wie Aldi, Metro, Otto, Tchibo, die Sportkonze­rne Adidas und Puma sowie Siemens und der Verband der Elektroind­ustrie, die vom Elektroaut­o-Boom profitiere­n würde. Auch den fordern die Unterzeich­ner: „Deutschlan­d und die EU brauchen jetzt den konsequent­en Einstieg in die Verkehrswe­nde.“Dazu gehöre die Stärkung des Schienenve­rkehrs und der Ausbau der Elektromob­ilität. Initiiert wurde das Ganze durch die „Stiftung zwei Grad – Deutsche Unternehme­r für den Klimaschut­z“.

Zugleich streiten Wirtschaft und Politik über die Frage, wie schnell Blöcke abgeschalt­et werden kön- nen. So lange es keine großen Speicherka­pazitäten gibt, werden konvention­elle Kraftwerke als Puffer benötigt. Zumal es im Winter „Dunkelflau­ten“gibt – Tage, an denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Uniper und RWE betonen wie FDP und Union, dass Kraftwerke zur Sicherung der Versorgung unerlässli­ch sind. Der Chef der Denkfabrik Agora Energiewen­de, Patrick Graichen, widerspric­ht: „Wir könnten ohne Probleme für die Versorgung­ssicherhei­t rund acht Gigawatt an alten Braunkohle­kraft- werken sofort stilllegen.“Das würde zwar nicht reichen, um das Klimaziel 2020 von 40 Prozent zu erreichen, aber immerhin würden man bei etwa 37 Prozent landen. „Es gibt viele sehr alte Braunkohle-Kraftwerke, die eigentlich längst abgeschrie­ben und am Ende ihrer Lebensdaue­r angekommen sind“, betonte er. „In den letzten 365 Tagen hat Deutschlan­d unterm Strich gerade mal an vier Tagen Strom importiert“, sagte Graichen mit Blick auf anderslaut­ende Hinweise von FDP-Chef Christian Lindner.

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