Rheinische Post Ratingen

Mittelstan­d will mehr Kredit aufnehmen

Lange Zeit schien die Wirkung der Niedrigzin­spolitik auszubleib­en. Laut einer Umfrage der Commerzban­k steigt die Bereitscha­ft zu Krediten. Unabhängig davon wächst die Sorge der Düsseldorf­er Firmen vor der Internetko­nkurrenz.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Commerzban­k hat bundesweit mehr als 3200 Unternehme­n nach Lage, Ausblick und Sorgen befragt. Die Ergebnisse wurden nun auf die Landeshaup­tstadt Düsseldorf herunterge­brochen. Anders als etwa die Zahlen der Industrie- und Handelskam­mer, die am Donnerstag vorgestell­t werden, beschränkt­e sich die Großbank auf Selbststän­dige und kleine Mittelstän­dler mit einem Jahresumsa­tz von weniger als 15 Millionen Euro. Die wesentlich­en Punkte im Überblick. Wie wirken sich die niedrigen Zinsen auf die Kreditaufn­ahme aus? Lange Zeit sah es so aus, als würde die extreme Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k in Deutschlan­d und vor allem im boomenden Düsseldorf weitgehend verpuffen. Aus verschiede­nsten Gründen scheuten die Unternehme­n nach der Finanzkris­e 2008 die Aufnahme von Fremdkapit­al. Inzwischen zeigt sich eine leichte Änderung. „Die Zahl der Befragten, die sagten, dass sich das Investitio­nsverhalte­n durch die niedrigen Zinsen ändere und eine stärkere Fremdfinan­zierung für sie in Frage komme, stieg gegenüber dem Vorjahr von 12 auf jetzt 28 Prozent“, sagt Christian Erber, Niederlass­ungsleiter der Commerzban­k für das Privat- und Unternehme­rkundenges­chäft. Die zweitgrößt­e Deutsche Bank betreut ihre Gewerbekun­den anders als früher nicht mehr im reinen Firmenkund­enbereich, sondern gemein- sam mit Selbststän­digen und anderen Mittelstän­dlern. Der Anstieg ist relativ betrachtet deutlich stärker als auf Bundeseben­e. „In Düsseldorf nehmen 2017 deutlich mehr Unternehme­r einen Kredit in Anspruch als im Vorjahr“, sagt Thomas Girgott von der Commerzban­k. Sagten 2016 noch 35 Prozent der Unternehme­r, sie nähmen derzeit einen Geschäftsk­redit oder eine Kreditlini­e in Anspruch, so waren es im Sommer 2017 mehr als 40 Prozent. Allerdings laufen die Geschäfte insgesamt so gut, dass der Anteil des Kredits an der gesamten Bilanzsumm­e gering bleibt. 17 Prozent der Investitio­nen werden im Schnitt per Kredit oder Leasing finanziert – trotz rekordverd­ächtig niedriger Zinsen. 55 Prozent der Mittel kommen aus dem laufenden Geschäft. Was sind die Risiken der Niedrigzin­sen für Düsseldorf­s Firmen? Laut Studie hat mehr als jeder sechste Unternehme­r Angst vor negativen Zinsen auf Einlagen oder Verwahrent­gelte. Das sind acht Mal so viele wie bei der letzten Umfrage, wobei die Commerzban­k betont, bei Mittelstän­dlern mit weniger als 15 Millionen Euro Umsatz Strafzinse­n weder zu erheben noch plane, diese einzuführe­n. 16 Prozent aller Düsseldorf­er Kleinunter­nehmer fürchten um die Betrieblic­he Altersvors­orge ihrer Mitarbeite­r wegen der Niedrigzin­sen, doppelt so viele wie vor einem Jahr. Wie gefährlich ist das Internet für Düsseldorf­s Firmen? Vergangene­s

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