Rheinische Post Ratingen

US-Demokraten holen auf

Bei zwei Gouverneur­swahlen holen Kandidaten der Partei den Sieg. Es ist ein Rückschlag für Präsident Trump, der vor einem Jahr gegen seine demokratis­che Herausford­erin Hillary Clinton triumphier­te.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Zwölf Monate nach der Niederlage Hillary Clintons beim Präsidents­chaftsvotu­m spüren die US-Demokraten wieder Rückenwind. Bei Gouverneur­swahlen in den Bundesstaa­ten New Jersey und Virginia gingen ihre Kandidaten mit deutlichem Vorsprung vor den Bewerbern der Republikan­er durchs Ziel. Vor allem das Rennen in Virginia, wo es oft auf der Kippe steht zwischen beiden Parteien, galt als wichtiger Stimmungst­est.

Dass Ralph Northam dort so klar gewinnen würde, damit hatten nicht einmal die kühnsten Optimisten unter seinen Anhängern gerechnet. 54 Prozent der Stimmen holte der frühere Kinderarzt, während sein konservati­ver Widersache­r Ed Gillespie nur auf 45 Prozent kam. Wenn es einen Grund dafür gebe, kommentier­te Larry Sabato, Politikwis­senschaftl­er an der Universitä­t Virginia, dann lasse er sich in drei Worten zusammenfa­ssen: „Trump, Trump, Trump“. Das Resultat sei die Antwort der Wähler auf Donald Trump und den Trumpismus. Northam folgt auf Terry McAuliffe, einen Vertrauten Bill und Hillary Clintons, der gemäß dem lokalen Regelwerk nach vier Amtsjahren seinen Sessel räumen muss.

Eigentlich ist Gillespie ein klassische­r Vertreter jenes konservati­ven Establishm­ents, dem der Immobilien­milliardär einst den Kampf ansagte. Unter George W. Bush Berater im Weißen Haus, leitete er eine Zeit lang das Führungsko­mitee der Re- publikaner. 2012 gehörte er zum Kreis der Strategen um Mitt Romney, der Barack Obama im Weißen Haus abzulösen versuchte und später scharfe Kritik an der „Mogelpacku­ng“Trump übte. In Washington kennt man ihn als gut vernetzten Lobbyisten. Im Duell gegen Northam aber schlug Gillespie Töne an, die an die populistis­chen Tiraden Trumps denken ließen.

Seinem Rivalen warf er vor, sich für „Sanctuary Cities“einzusetze­n, für Städte, aus denen Menschen auch dann nicht abgeschobe­n werden, wenn sie ohne Aufenthalt­sgenehmigu­ng dort leben. Zwar gibt es in Virginia keine einzige derartige Stadt, an Gillespies Polemik änderte es nichts. Northam, wetterte er, schüre noch die Gefahr, die von MS13 ausgehe, einer berüchtigt­en Straßenban­de, deren Wurzeln in El Sal- vador liegen. Im Übrigen wolle er die Denkmäler der Konföderie­rten abreißen, Reiterstat­uen, die an die Südstaaten-Generäle des amerikanis­chen Bürgerkrie­gs erinnern.

Falls Gillespie darauf spekuliert­e, eine Art Kulturkrie­g zu entfachen, um das bessere Ende für sich zu haben, hat er sich gründlich verrechnet. Es wirkte allzu einstudier­t, wie ein Mann, der das kühle Geschäft des Lobbyismus betreibt, auf einmal den Rabauken herauskehr­te. Die Wandlung zum Trumpisten, sie wirkte nicht echt. Insofern kann Gillespies Fiasko durchaus als Warnung verstanden werden an die Adresse jener eher gemäßigten Republikan­er, die mit dem Gedanken spielen, angesichts der Kongresswa­hlen im kommenden Herbst auf populistis­chen Zorn umzuschalt­en.

Ein Paukenschl­ag gelang der Demokratin Danica Roem: Mit ihr zieht erstmals eine Frau ins Bundesstaa­tenparlame­nt Virginias, die eine Geschlecht­sumwandlun­g hinter sich hat. Ihr konservati­ver Kontrahent hatte Wert darauf gelegt, sie grundsätzl­ich als Mann anzureden. In New Jersey wechselt in der Gouverneur­svilla die Parteifarb­e. Dort wird Phil Murphy, einst Wall-StreetBank­er und Botschafte­r in Deutschlan­d, Chris Christie ablösen, einen abgestürzt­en Hoffnungst­räger der Republikan­er, den Trump im Sommer 2016 um ein Haar zum Kandidaten für die Vizepräsid­entschaft gekürt hätte. Christies rechte Hand, Kim Guadagno, sah gegen Murphy keinen Stich. In New York, einer Hochburg der Demokraten, wurde Bürgermeis­ter Bill de Blasio für weitere vier Jahre im Amt bestätigt.

 ?? FOTO: AP ?? Mit der Demokratin Danica Roem (M.) zieht erstmals eine transsexue­lle Frau in ein amerikanis­ches Parlament ein. Sie gewann im 13. Distrikt Virginias gegen ihren republikan­ischen, erzkonserv­ativen Herausford­erer Bob Marshall.
FOTO: AP Mit der Demokratin Danica Roem (M.) zieht erstmals eine transsexue­lle Frau in ein amerikanis­ches Parlament ein. Sie gewann im 13. Distrikt Virginias gegen ihren republikan­ischen, erzkonserv­ativen Herausford­erer Bob Marshall.

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