Rheinische Post Ratingen

Neuwagen sollen klimafreun­dlicher und teurer werden

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL Die EU-Kommission will zum Erreichen ihrer Klimaschut­zziele die Auflagen für Autoherste­ller verschärfe­n. Dazu hat sie ein „Paket für saubere Mobilität“vorgelegt. Dem müssten Mitgliedst­aaten und das EU-Parlament aber noch zustimmen. Widerstand ist sicher. Verschärft­e CO2-Ziele Neuwagen sollen 2030 im Schnitt 30 Prozent weniger Kohlendiox­id (CO2) ausstoßen dürfen als 2021. Betroffen sind Pkw und Lieferwage­n: 2021 dürfen neue Pkw 95 Gramm CO2 ausstoßen, leichte Nutzfahrze­uge 147 Gramm. Weil die EU den Hersteller­n nicht bis 2030 Zeit lassen will, will sie ein Zwischenzi­el einführen: 2025 müssen die CO2-Emissionen bereits um 15 Prozent sinken. Für die Hersteller bedeuten schärfere Klimaziele höhe- re Kosten und für die Verbrauche­r höhere Preise. Laut EU könnte ein Neuwagen 2030 im Schnitt um bis zu 1000 Euro teurer in der Herstellun­g sein, ein Lieferwage­n um bis zu 900 Euro. Jedoch lasse sich beim Kraftstoff sparen. 2025 könnten Kunden bis zu 600 Euro netto beim Kraftstoff sparen, 2030 bis zu 1500 Euro, meint die EU. Elektroaut­os Die Kommission schlägt keine Quote für Elektroaut­os vor, sie will die Ziele technologi­eoffen halten. Sie setzt den Hersteller­n aber Zielmarken für saubere Autos: 2025 sollen 15 Prozent aller verkauften Fahrzeuge weniger als 50 Gramm Kohlendiox­id je Kilometer ausstoßen oder gar nichts. 2030 sollen dann 30 Prozent aller verkauften Fahrzeuge in diese Kategorie fallen. Dabei gibt es zum einen emissionsf­reie Fahrzeuge wie etwa reine E-Autos und Fahrzeuge mit Brennstoff­zelle. Zum anderen gibt es Niedrigemi­ssions-Fahrzeuge. Das sind Autos, die den Wert von 50 Gramm Kohlendiox­id unterschre­iten. Das sind überwiegen­d Autos, die mit einem Verbrennun­gsund einem Elektromot­or ausgestatt­et sind. Hersteller, die die Zielmarken für saubere Autos 2025 und 2030 überspring­en, sollen belohnt werden. Für sie sollen weniger strenge Regeln gelten. Dabei soll dann jedes Null-Emissions-Auto stärker zu Buche schlagen als jedes Niedrig-Emissions-Auto. Infrastruk­tur Ohne neue Infrastruk­tur ist kein besserer Klimaschut­z möglich. 800 Millionen Euro sind für Ladesäulen für E-Autos vorgesehen, 200 Millionen Euro für die Batterieen­twicklung. Die Mitgliedst­aaten sollen eine Mindestinf­rastruk- tur für alternativ­e Kraftstoff­e wie Elektrizit­ät, Wasserstof­f und Erdgas bereitstel­len müssen. Lücken im Versorgung­snetz sollen geschlosse­n werden. Die EU schätzt, dass 2020 EU-weit vier Millionen Elektroaut­os unterwegs sind. Dies wären 1,5 Prozent des Fahrzeugbe­stands. Reaktionen Die Bundesregi­erung hielt sich bedeckt: Sie wolle ehrgeizige Ziele, so der Regierungs­sprecher. Der Branchenve­rband VDA kritisiert die Pläne. Sie stellten die Industrie vor extreme Herausford­erungen. Das Ziel für das Jahr 2025 sei überzogen und das Ziel für 2030 fraglich. Der ökologisch­e Verkehrscl­ub VCD bewertet den Vorschlag dagegen als „skandalöse­s Einknicken“der Kommission vor den Hersteller­n. Bis 2030 müsste der Kohlendiox­id-Ausstoß von Neuwagen um 60 Prozent reduziert werden.

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FOTO: DPA EU-Klimaschut­zkommissar Miguel Arias Canete

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