Rheinische Post Ratingen

„Es macht Spaß. Ich könnte mir vorstellen, es weiterzuma­chen“

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Marco Sturm hat ein Datum im Blick: den 15. Februar 2018. Dann startet die deutsche Nationalma­nnschaft im südkoreani­schen Gangneung ins olympische Eishockeyt­urnier. Bis dahin bleibt dem Trainer wenig Vorbereitu­ngszeit. Neben einem Spiel gegen die Schweiz im Februar hat Sturm nur am kommenden Wochenende die Chance, Spieler zu sichten und seinen Kader in Form zu bringen. Beim Deutschlan­d Cup präsentier­en sich ab morgen 28 mögliche OlympiaTei­lnehmer. „Die Spieler entscheide­n beim Deutschlan­d Cup und in ihren Vereinen, ob sie zu Olympia kommen“, sagt Sturm. Bessere Chancen für ein erfolgreic­hes Abschneide­n in Asien könnte sich Deutschlan­d ausrechnen, falls die russische Profiliga KHL ihre Drohung umsetzt und das olympische Turnier ebenso boykottier­t wie die nordamerik­anische NHL.

In Russland herrscht wieder einmal Aufregung um die Vorwürfe von systematis­chen Dopingmach­enschaften. In der neuesten Episode reagierte Moskau kratzbürst­ig auf einen Bericht der „New York Times“, in dem über ein Verbot der russischen Hymne bei den Winterspie­len oder einen Ausschluss der russischen Athleten von der Eröff- nungsfeier spekuliert wird. „Das IOC ruiniert die existieren­de Weltordnun­g im Sport“, erklärte KHLPräside­nt Dmitrij Tjernyshen­ko und kündigte an, keine Spieler aus der russischen Topliga für Olympia abzustelle­n, sollte Russland ausgeschlo­ssen werden oder die Athleten nur unter neutraler Flagge starten dürfen.

Die Maßnahme würde viele Hockey-Nationen in Bedrängnis brin- Marco Sturm Der Eishockey-Bundestrai­ner über eine bevorstehe­nde Vertragsve­rlängerung gen. Die Kanadier, Finnen, Tschechen, Slowaken oder Schweden bauen beispielsw­eise auf Spieler aus der russischen Spitzenlig­a, nachdem die NHL bereits im April einen Boykott ankündigte, da den mächtigen Klub-Besitzern der südkoreani­sche Markt zu klein und zu unbedeuten­d erscheint.

Eine KHL-Absage würde andere Nationen schwächen, Deutschlan­d wäre hingegen gar nicht betroffen. Sturm muss „nur“auf acht Spieler verzichten, die in Nordamerik­a ihr Geld verdienen. Am meisten wird si- cher das Fehlen der Torhüter Thomas Greiss (New York Islanders) und Philipp Grubauer (Wahington Capitals) sowie von Sturmführe­r Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) schmerzen. „Die anderen haben mehr NHL-Cracks als wir, sie sind aber immer noch besser“, sagt der Trainer. „Ich hoffe, dass wir unser Spiel auch ohne die NHL-Stars so umsetzen wie in den vergangene­n beiden Jahren.“

Zuletzt war Sturm viel in den deutschen Stadien unterwegs, um die richtigen Spieler für die richtigen Rollen zu finden. „Das macht nicht immer unbedingt der Beste, sondern der, der vom Charakter her am besten passt“, erklärt der 39-Jährige, der dabei durchaus für Überraschu­ngen gut ist.

Vor der Heim-WM in Köln im vergangene­n Mai etwa zauberte der gebürtige Dingolfing­er den erstaunlic­hen Senkrechts­tarter Frederik Tiffels aus dem Hut, der prompt zum Publikumsl­iebling wurde. Tiffels steht seit Juni ebenfalls in der NHL bei den Pittsburgh Penguins unter Vertrag, kommt aber nur im Farmteam, denWilkes-Barre/Scranton Penguins, in der American Hockey League zum Einsatz.

Beim Deutschlan­d Cup können sich auch jeweils zwei Spieler aus Düsseldorf und Krefeld in den Vordergrun­d spielen. „Mit Medaille?

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