Rheinische Post Ratingen

Stadt fällt alte Zeder im Poensgenpa­rk

Das Wahrzeiche­n muss weichen: Bis zuletzt hatte die Bürgerinit­iative wacker um den Erhalt gekämpft.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Wut, Enttäuschu­ng und Leere: Die Bürgerinit­iative, die bis zuletzt um den Erhalt der alten Zeder gekämpft hat, muss nach eigenem Bekunden fassungslo­s zur Kenntnis nehmen, dass es den traditions­reichen Baum im Poensgenpa­rk nicht mehr gibt. Die Stadt hat nun die bereits angekündig­te Fällaktion umgesetzt – und zahlreiche Reaktionen innerhalb der Initiative ausgelöst. Das Ganze sei eine Schande für die Stadt Ratingen, hieß es in einer ersten Stellungna­hme der Initiative.

Bis zuletzt hatte man gehofft, war sogar juristisch vorgegange­n. Ein von der Initiative beauftragt­er Gutachter hatte bescheinig­t, dass die Zeder biologisch und historisch wertvoll sei. Der Baum sei erhaltungs­würdig und aufgrund der Untersuchu­ngsergebni­sse auch in wirtschaft­licher Hinsicht erhaltungs­fähig, urteilte Viktor Longo, der für das Sachverstä­ndigenbüro Oliver Menke die Expertise, die der RP vorliegt, ausgearbei­tet hat. Zur Feststellu­ng der tatsächlic­hen Standsiche­rheit des Baumes sei eine eingehende Untersuchu­ng mittels Zugversuch innerhalb der nächsten zwei Jahre notwendig, befand der Gutachter.

Die Initiative um Sprecher Heiner Dörffel hatte insgesamt 1435 Unterschri­ften von Bürgern gesammelt, die sich für den Erhalt der Zeder ausspreche­n. Die Listen wurden Bürgermeis­ter Klaus Konrad Pesch übergeben. Die aktuellen Ergebnisse sollten frischen Wind in die Debatte bringen. Dabei schien das Schicksal der alten Zeder bereits besiegelt zu sein.

Nach emotional geführter Debatte hatte der Stadtrat entschiede­n, die von der Verwaltung bereits angekündig­ten Maßnahmen umzu- setzen – also auch die Zeder zu fällen. Frank Licht, der Leiter des Amtes für Kommunale Dienste, hatte im Juli berichtet, dass der Zustand des Baumes weitaus dramatisch­er sei als bisher bekannt.

Ein Problem sei der aggressive Pilzbefall, berichtete Licht, es bestehe die Gefahr, dass die Zeder mit einer Wahrschein­lichkeit von über 60 Prozent bald brechen werde. Man könne mit Blick auf den Zustand des Baumes eher von Mortalität statt Vitalität sprechen, erklärte er. Und: Die Stadt müsse ihrer Verkehrssi­cherungspf­licht nachkommen. Orkan „Ela“hatte eine Kastanie der Allee gefällt, der Baum war in die Zeder gekracht, die seitdem schief steht. Pilzbefall am Boden hat bereits zu einer Sollbruchs­telle geführt. Christian Wiglow, der SPDFraktio­nsvorsitze­nde, wollte sich mit dem drohenden Aus der Zeder nicht abfinden.

Er hielt dagegen: Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten aus dem Jahr 2014 beinhalte die Aussage, dass es keinen unmittelba­ren Handlungsz­wang gebe, den Baum zu fällen. Der Politiker forderte eine neue Expertise und konnte sich damit nicht durchsetze­n.

Andreas Lammert betonte: „Als Vorsitzend­er der Bund-Ortsgruppe Ratingen möchte ich der Bürgerinit­iative, insbesonde­re Herrn Dörffel, für das große Engagement zum Erhalt der Zeder danken. Man hätte sich gerne vom Bund rechtliche Schritte gegen die Fällung gewünscht. Diese hätten aber leider keine Aussicht auf Erfolg nach der herrschend­en Rechtslage gehabt. Unsere Juristen haben eine Klage bezüglich der Fällung abgelehnt, nachdem sie sich ausführlic­h mit unserem Fall beschäftig­t haben.“Was aus dem Holz der Zeder wird, konnte die Stadt gestern noch nicht beantworte­n.

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FOTO: STADT RATINGEN Auf diesem Bild ist der riesige Baumstamm der alten Zeder zu sehen: Eine Fachfirma sorgt nach Angaben der Stadt für den Abtranspor­t des Holzes.
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