Rheinische Post Ratingen

Galerie zeigt Altmeister der Gegenwart

Das Kunsthaus an der Grütstraße hat Werke von Penck, Lüpertz und Immendorff zusammenge­stellt.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN. Mal sind es die Jungen – die eher neuen im Kunstgesch­äft – mal die Alten. Wenngleich das oft auch mal junge Wilde waren. Diesmal also zeigt Meike Müllers Kunsthaus an der Grütstraße 3 - 7 drei Altmeister, die schon in der beachtlich­en Ausstellun­g von 1984 in Düsseldorf Garanten für Qualität waren. Jetzt sind sie, und das seit gestern Abend, für exakt einen Monat zu betrachten und zu kaufen.

Von Markus Lüpertz, Jörg Immendorff und A.R. Penck sind die Arbeiten, 40 Grafiken aus eigenen Beständen des Kunsthause­s und Werken, die hier in Kommission hängen.

Und zum ersten Mal gab es, sozusagen als musikalisc­he Leihgabe von nebenan, vom Tragödchen, einen Auftritt. Bernd Steinmann und Stefan Loos, die als „Essener Gitarrendu­o“anschließe­nd ein bejubeltes Konzert mit klassische­r spanischer Musik und mit Flamenco bei „Peter und Paula“hinlegten, wärmten auf.

Die drei Künstler bei Müller nun vereint vielleicht, dass sie sich kannten, dass sie Professore­n an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie waren. Lüpertz, der stets dandyhaft Gekleidete, geht auf die 80 zu, aber Penck verstarb in diesem Jahr, und Immendorff ist bereits seit einem Jahrzehnt tot.

Von ihm ist unter anderem ein Bild in der Ausstellun­g, dessen Original das offizielle „Kanzlerbil­d“von Gerhard Schröder ist und in die bundesdeut­sche Ahnengaler­ie der bisherigen Kanzler aufgenomme­n wurde. Es entstand in der Phase, in der Immendorff bereits schwer krank war. Während sich vorher regierende Kanzler nicht besonders leicht getan hatten mit der Wahl ihrer Porträtmal­er, während manches Konterfei auch mal von einem anderen Künstler Jahre später auf die Leinwand kam, war sich Schröder schon zeitig sicher, wer ihn malen sollte. Den Auftrag freilich erteilte er ziemlich spät. Klar, gemalt wird in Deutschlan­d erst am Ende der Regentscha­ft. Und so machte sich Im- mendorff mit Hilfe von Computer und mehreren Assistente­n ans Werk und kreierte Schröder als hyperreali­stische goldene Ikone. Im Hintergrun­d turnen Affen, im Vordergrun­d rechts ein Wesen, das den gebrochene­n Bildhauer darstellen soll, und links zerfließt ein flutschige­r Bundesadle­r.

Ob man nun den Maler oder den Kanzler präferiert – für 2800 Euro kann man die Serigrafie – eine von 99 Exemplaren – käuflich erwerben. Als das Original in die Kanzler-Ahnengaler­ie kam, sind – so Meike Müller – keine Staatseuro geflossen. Der Künstler schenkte es seinem Freund, und der schenkte es weiter.

Nicht zu allen Arbeiten gibt es solche Geschichte­n zu erzählen. Aber gestern Abend brauchte keiner der Kunstinter­essierten literarisc­h ungeküsst die 55. Ausstellun­g zu verlassen; denn ein Schlückche­n zu trinken, ein bisschen Klatsch und Kunst gehören einfach zusammen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Immendorff porträtier­te Kanzler Gerhard Schröder. Eine Serigrafie davon zeigt Galeristin Meike Müller im Kunsthaus Ratingen.

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