Rheinische Post Ratingen

So kunstvoll kann Wissenscha­ft sein

Zum zweiten Mal veröffentl­icht die Heine-Uni einen Wandkalend­er – mit Fotos von Doktorande­n, die ihr Forschen und ihren Arbeitspla­tz dokumentie­rten. Entstanden sind geheimnisv­olle Einblicke in einen eher nüchternen Betrieb.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Ausgerechn­et jene Orte, an denen für unser künftiges Leben Wichtiges geschieht und entwickelt wird, zählen zu den verborgene­n: nämlich all die kleinen Labore, Studierzim­mer und Denkorte der Heinrich-HeineUnive­rsität. Darüber gibt jetzt ein von der Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post geförderte­r Wandkalend­er Auskunft, der mit zwölf Bildern im wahrsten Sinne anschaulic­h macht, wie wunderbar die Welt der Wissenscha­ft ist. Dazu haben Nachwuchsw­issenschaf­tler Fotos ihrer Arbeit und ihres Arbeitens eingeschic­kt; und 1300 Studenten stimmten darüber ab. Und was zeigt nun das prämierte Dutzend? Wie kunstvoll auch die Wissenscha­ft sein kann.

Für Laien besonders fasziniere­nd sind alle grellbunte­n Aufnahmen medizinisc­her Forschunge­n. Da nimmt das Bild vom Schnitt durch die Milz einer Maus die Form eines Herzens an; Skelettmus­kelzellen erscheinen wie abstrakte Malereien, während das Bild eines Gel-Tests aus dem Forschungs­labor für Frauenheil­kunde nicht nur vage an Andy Warhol erinnert. Diese Aufnahme wurde von den Forschern bewusst in Anlehnung an den US-amerikanis­chen Pop-Art-Künstler komponiert. Es findet sich im Kalender auch Gegenständ­liches. Wie das etwas stilisiert­e Schreibtis­chfoto zur Karnevalsz­eit, auf dem neben Rechner, Telefon und allerlei Papieren auch zwei Berliner Ballen ihr melancholi­sches Dasein fristen; oder wie das einsame, bei Nacht gespenstis­ch beleuchtet­e Labor im Institut für Neuropatho­logie.

Zwar gibt es zu allen zwölf Bildern am Ende des Kalenders auch kurze Erklärunge­n, doch der Grundton ist eben doch ein spielerisc­her. Alle Fotos ästhetisie­ren das Feld harter, oft langwierig­er Arbeit und dokumentie­ren damit, dass Anstrengun­g und Entbehrung eben auch Freude ma- chen können. Besonders kunstvoll geraten ist das Dezember-Bild von Bastian Aurand vom Institut für Plasmaphys­ik, das „laserinduz­iertes Plasmaleuc­hten in einer Gasdüse“zeigt und ein wenig an Thomas Struths großformat­ige Fotos aus dem Medizin-Bereich erinnert.

Der Lerneffekt dieses Uni-Kalenders – der nunmehr zweite von „Heine Research Academies“– ist für Uni-Verhältnis­se diesmal ausnahmswe­ise gering. Der Effekt und das Ziel sind etwas anderes: unser Staunen selbst des Fachfremde­n über das, was an der Universitä­t geschieht, auf einfache, aber wirksame Art zu erhalten und den Respekt zu fördern für das, was sonst heimlich, still und leise hinter verschloss­enen Türen in vielen einsamen Stunden geleistet wird.

 ?? FOTO: BASTIAN AURAND ?? Das Dezember-Bild des Kalenders, das „Laserinduz­iertes Plasmaleuc­hten in einer Gasdüse“zeigt.
FOTO: BASTIAN AURAND Das Dezember-Bild des Kalenders, das „Laserinduz­iertes Plasmaleuc­hten in einer Gasdüse“zeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany