Rheinische Post Ratingen

Historisch wichtig

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Ihre nachdenkli­ch machende und anregende Kolumne „Rettet die Friedhofsk­ultur“(RP vom 31. Oktober) stößt hoffentlic­h auch eine kulturpoli­tische Diskussion in den Kommunen und in unserem gesamten Land an. Denn Friedhöfe und Grabanlage­n sind mehr als Privatange­legenheite­n, mehr als Orte der privaten Erinnerung und des privaten Rückzugs. Friedhöfe sagen viel aus über unseren Umgang mit den Toten und mit dem Tod selbst, vielleicht sogar mehr noch über das Leben in verschiede­nen historisch­en Epochen, über Veränderun­gen in unserer privaten wie auch kollektive­n Sicht vom Leben und der Zeit danach, über die lokale Geschichte, über gesellscha­ftliche und wirtschaft­liche Veränderun­gen, über Zeiten der Not wie Krieg, Flucht und Vertreibun­g. Unter den Grabsteine­n und Grabanlage­n sind Kunstwerke von herausrage­nder Bedeutung. Zusammenge­fasst: Grabsteine sind in Stein gefasste, öffentlich einsehbare „Geschichts­bücher“und „Kunstsamml­ungen“. Sie gehören zum allgemeine­n Kulturgut, das es folglich auch mit öffentlich­en Mitteln zu fördern, und zu schützen gilt (Stichwort Denkmalsch­utz). Die von Ihnen angesproch­enen „Patenschaf­ten“wäre geeignet, privates Engagement mit öffentlich­em Engagement wirkungsvo­ll zu verbinden. Friedhöfe sind öffentlich frei zugänglich­e Parkanlage­n, die es ebenfalls öffentlich zu pflegen, zu schützen und zu erhalten gilt. Sie gehören nicht nur den Toten. Als „Tankstelle­n für unsere Seelen“gehören sie uns allen. Ludwig Petry Meerbusch

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