Rheinische Post Ratingen

INFO Kriegenbur­g ist auch Opernregis­seur

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Regie Andreas Kriegenbur­g, 1963 in Magdeburg geboren, war unter anderem Hausregiss­eur an der Volksbühne und dem Deutschen Theater in Berlin. Neun seiner Arbeiten wurden zum Theatertre­ffen eingeladen. Stück Die „Dreigrosch­enoper“dauert 3 1/4 Stunden, eine Pause, und ist im „Central“am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of zu sehen. www.duesseldor­fer-schauspiel­haus.de jede Menge Bezugspunk­te zu heute. Doch Kriegenbur­g setzt auf Amüsement, lässt sich viele verspielte Details einfallen, Kalauer, Komik, Klamauk. Da darf Serkan Kaya ruhig minutenlan­g aus der Rolle des Mackie Messers fallen und das Publikum mit seinem Talent als Akzentimit­ator unterhalte­n. Oder er lässt Tabea Bettin als Lucy und die opernstimm­gewaltige Lou Strenger als Polly das Zickenkrie­gsbeil begraben, indem sie sich eine Sahnetorte teilen, dass es nur so kleckert. Das Ensemble zeigt enorme Spielfreud­e. Doch all die freundlich­en Späße nehmen Brecht allen Biss und machen aus einer sarkastisc­hen Bettlerope­r eine brave Nummernrev­ue im Moulin-Rouge-Milieu.

Das hat dann irgendwann Längen. Die Figuren hinter den bröckelnde­n Charakterm­asken entwickeln sich ja nicht. Sie sind gefangen in der pittoreske­n Hässlichke­it einer untergegan­genen Epoche der Dirnen und Diebe und absolviere­n ihre Songs. Die tragen durch den Abend, wie sie die Jahrzehnte seit der Uraufführu­ng 1928 überdauert haben. Vielleicht ist das tatsächlic­h der eigentlich­e Witz dieses Stückes, dass es dem Zuschauer Songs ins Hirn pflanzt, die von seiner eigenen Verderbthe­it handeln. In dieser Inszenieru­ng kommt das jedoch kaum zu Bewusstsei­n. Sie handelt ja von den anderen, in einer fernen Zeit.

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