Rheinische Post Ratingen

Dem Artenschwu­nd entgegenwi­rken

Die Veränderun­g der Landschaft lässt vielen Tieren keinen Lebensraum mehr. Künstliche Biotope sollen helfen.

- VON THOMAS PETER

KREIS METTMANN Seit Veröffentl­ichung der Krefelder Langzeitun­tersuchung ist das Thema „Insektenst­erben“in aller Munde. Die Menge der Fluginsekt­en hat demnach in den vergangene­n 25 Jahren um bis zu 80 Prozent abgenommen. Laut Bundesamt für Naturschut­z ist das Artensterb­en noch umfassende­r. „Beispielha­ft für den eklatanten Artenschwu­nd stehen die Bestandsrü­ckgänge bei wildwachse­nden Pflanzenar­ten, Vögeln in der Agrarlands­chaft und Insekten“, heißt es im Agrar-Report 2017. Nun hatte der Beirat bei der Unteren Naturschut­zbehörde des Kreises Mettmann zu einer Vortrags- und Diskussion­sveranstal­tung unter dem Titel „Artenschwu­nd – Was tun?“eingeladen.

Zum Auftakt referierte Professor Werner Kunz von der Düsseldorf­er Heine-Uni über die Gründe für das Artensterb­en der letzten 40 Jahre. Seiner Ansicht nach kann man viele der verschiede­nen Ursachen unter „Überwachse­n der Landschaft“zusammenfa­ssen. Dazu verglich er Fotos von offenen Landschaft­en in Rumänien und dem Deutschlan­d vor 150 Jahren mit der Situation heute. Statt niedriger Wiesen mit blühenden Kräutern, offener Erde und nackter Felskanten herrschten heute Fichtenwäl­der, dicht bepflanzte Äcker und eintönige Grasweiden vor. „Wer sich mit Schmetterl­ingen auskennt, sieht mit einem Blick, dass die dort nicht leben können“, sagt Werner Kunz. Auch zuviel Ordnung und Reinlichke­it sorgten dafür, dass Dörfer in Deutschlan­d inzwischen „spatzenfre­i, schwalbenf­rei und eidechsenf­rei“seien. Die Vorstellun­gen einer romantisch­en Naturlands­chaft deckten sich nicht mit den tatsächlic­hen Anforderun- gen an Lebensräum­e für Schmetterl­inge, Rebhühner und Fledermäus­e.

„Die Biotope sind weg“, sagt Werner Kunz. Orte, wo heute noch artenreich­es Leben herrsche, seien etwa Asche-Deponien in Braunkohle­tagebauen oder Truppenübu­ngsplätze. Darüber hinaus könne man von der Landwirtsc­haft aber nicht verlangen, sich zurückzuen­twickeln. „Biotope müssen heute künstlich erzeugt werden. Ich sehe keine andere Möglichkei­t“.

Was man tun kann und was schon getan wird, darüber berichtete­n die Landwirte Bernd Kneer und Johan- nes Kircher. Kircher etwa hat 2011 angefangen, auf seinen Feldern Feldlerche­n-Fenster anzulegen. „Am Anfang habe ich selbst noch darüber geschmunze­lt, aber nach vier Jahren hatten wir einen super stabilen Bestand“erzählt Johannes Kircher.

Die wichtigste­n Inseln des Lebens in der komplett kultiviert­en Landschaft sind Feld- und Wegraine. Um Felder herum und entlang der Straßen und Wege werden Saumstreif­en mit artenreich­en blühenden Pflanzen erhalten oder neu angelegt.

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