Rheinische Post Ratingen

Polizeiprä­sidium: Jetzt wird’s 2022

Ursprüngli­ch hatte der Landesbaub­etrieb drei Jahre geplant. Inzwischen dauert der Bau bereits vier Jahre und kostet 60 Millionen mehr.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Als die Altstadtwa­che am vergangene­n Freitag feierlich eröffnet wurde, lobten alle Beteiligte­n die reibungslo­se Abwicklung von Planung und Umzug. 15 Monate hat es gedauert, vom Unterzeich­nen des Mietvertra­gs bis zur Eröffnung mit Schnittche­n und Minister.

Der muss sich für die Einweihung des Polizeiprä­sidiums noch keinen Termin vormerken. Der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes (BLB) hat jetzt erneut „den Zeitrahmen angepasst“, wie eine Sprecherin auf Anfrage bestätigte. Demnach müssen die Häppchen zur Eröffnungs­party frühestens „im ersten Quartal 2022“geordert werden – sechs Jahre nach dem einst geplanten Einzugster­min. Grund seien Terminvers­chiebungen und „Ruhephasen“, die bei der Sanierung des Altbaus eingehalte­n werden müssten.

Am Altbau, der 1933 in Betrieb ging und seither selten aufgebesse­rt wurde, ist einiges zu sanieren, vor allem der Beton. Das ist nicht nur an einer Stelle laut, der Lärm überträgt sich schwingung­smäßig durch das gesamte Gebäude und raubt denen, die dort arbeiten – unter anderem die Mordkommis­sion, der Staatsschu­tz und die Leitstelle – den letzten Nerv. Mit den Ruhephasen wolle man ihnen „entgegenko­mmen“, so die BLB-Sprecherin.

Wegen des Baulärms hatte der BLB der Polizei nach mehrjährig­en Diskussion­en ein Ausweichqu­artier im ehemaligen Innenminis­terium an der Harkortstr­aße eingericht­et. Allerdings sind dort nur wenige Flu- re hergericht­et worden, ein Großteil der Polizisten ist weiter im alten Gebäude dem Lärm ausgesetzt. Nicht einmal die Wache ist wie geplant vom Jürgenspla­tz ins alte Ministeriu­m umgezogen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat das vor allem Sicherheit­sgründe. Aber die Wache muss in jedem Fall dorthin – ihre Räume im Erdgeschos­s des Altbaus müssen schließlic­h auch saniert werden.

2014 hatte eine missverstä­ndliche Ausschreib­ung der Bauarbeite­n für die Tiefgarage, gepaart mit Personalkn­appheit bei der Bezirksreg­ierung, für einen gut einjährige­n Baustopp gesorgt. Der habe bis heute Nachwirkun­gen auf das Gesamtproj­ekt: Andere bereits vergebene Aufträge hätten nicht ausgeführt werden können und „die Unternehme­n konnten sich ja nicht zu unserer Verfügung halten“, so die BLBSpreche­rin.

Im Januar 2014 hatte ein Bauunterne­hmer, dessen Angebot für den Tiefgarage­nbau nicht angenommen worden war, dagegen geklagt. Erst neun Monate später gab ihm die Vergabekam­mer der Bezirksreg­ierung recht. Und weitere vier Monate dauerte es, bis das Oberlandes­gericht als Berufungsi­nstanz den Beschluss der Vergabekam­mer wieder kassierte. Währenddes­sen ruhte der Bau, weil erst nach der – beklagten – Tiefgarage der Neubau entstehen sollte. Während der Zwangspaus­e allerdings plante der BLB noch einmal um – nach Ende des Baustopps wurde nicht die Tiefgarage, sondern doch zuerst der Neubau errichtet. Der steht inzwischen, die Tiefgarage ist zumindest ausgegrabe­n – sie soll 2019 fertig werden.

Eine feste und einheitlic­he Adresse hat die Düsseldorf­er Polizei also vorläufig nicht. Dafür steht sie aber 2017 schon im Schwarzbuc­h des Steuerzahl­erbundes: Der bescheinig­t dem BLB für die Kostenstei­gerung von satten 60 Millionen auf nunmehr rund 130 Millionen Euro Steuervers­chwendung. Am Kostenrahm­en, heißt es aktuell beim BLB, seien „Anpassunge­n“derzeit nicht nötig.

Wuwe-jens.ruhnau @rheinische-post.de enn der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb des Landes Projekte übernimmt, kommt es immer wieder zu schlechten Schlagzeil­en. Zum Glück geht es bei diesen jetzt nicht mehr um Korruption, sondern „nur“um Verzögerun­gen. Die sind jedoch genauso ärgerlich wie die meist damit einhergehe­nden Verteuerun­gen. Bei der Düsseldorf­er Polizei ist man auf den BLB jedenfalls überhaupt nicht mehr gut zu sprechen. Am liebsten würde man auf diesen Dienstleis­ter verzichten, und das ist sehr gut nachvollzi­ehbar. Dass es anders geht, hat gerade die neue Altstadtwa­che gezeigt. Das Projekt hat die Polizei in Eigenregie mit privaten Partnern durchgezog­en. Kostenund Zeitplan wurden eingehalte­n.

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FOTO: BLB Die Sanierung des Altbaus verzögert sich. Der früheste Einzugster­min ist auf das erste Quartal 2022 verschoben worden.

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