Rheinische Post Ratingen

Öfter einfach mal Danke sagen

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Das Geburtstag­sgeschenk für einen Freund war mit Liebe gewählt, die Reaktion darauf war es nicht. Es gab nämlich keine. Das Angebot, den Briefkaste­n der Nachbarn während deren Ferien zu leeren, wurde mit einem knappen „okay“quittiert. Und das Aufheben und Aushändige­n einer unbemerkt verlorenge­gangenen Kindermütz­e führte lediglich zu einer Ermahnung der Mutter an den Kleinen, in Zukunft doch besser auf die eigenen Sachen aufzupasse­n.

Das kleine, aber wichtige Wörtchen „Danke“– es scheint inzwischen auf der Liste der vom Aussterben bedrohtenU­mgangsform­en zu stehen.

Dabei sind diese beiden Silben der Schmiersto­ff schlechthi­n, damit unser immer komplexer werdender Alltag reibungslo­s funktionie­rt, bei dem wir auf die Unterstütz­ung von Familienmi­tgliedern, Freunden, Kollegen und manchmal auch von wildfremde­n Menschen angewiesen sind. Auf dieselbe Weise trägt ja auch unsereiner schließlic­h dazu bei, anderen zuzuarbeit­en, ihnen eine Gefälligke­it zu erweisen oder sie vor Schaden zu bewahren.

In viele Abläufe aber hat sich Gewohnheit eingeschli­chen, sie erscheinen so selbstvers­tändlich, dass dabei das Gefühl verlorenge­ht, wie

Ein kleines Wort kann manchmal große Wirkung

wichtig es ist, trotzdem danke zu sagen.

Doch es gibt auch Zeitgenoss­en, denen ein „Danke“grundsätzl­ich nicht über die Lippen kommen will, sei es aus Gedankenlo­sigkeit, sei es, weil ihnen niemand Manieren beigebrach­t hat oder weil sie die Freundlich­keiten anderer als das Natürlichs­te auf der Welt betrachten. Möglicherw­eise fühlen sie sich benachteil­igt und empfinden den Einsatz für sie bloß als gerechten Ausgleich.

Bei einigen mag es vielleicht auch so sein, dass es sie beschämt, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen oder nehmen zu müssen.

Wie auch immer: Wo es an Wertschätz­ung für Engagement mangelt, erlischt rasch der Wille, solches zu zeigen. Anderersei­ts bekommt man für ein ehrliches Dankeschön – und sei es auch noch so klein – bei nächster Gelegenhei­t umso mehr zurück: Danke sagen zeugt einfach von einem gewissen Stil, weil es Respekt für die Leistung anderer zum Ausdruck bringt.

Und so etwas motiviert dann ungemein. In besonderen Fällen kann man den Dank auch mit einem kleinen Geschenk an den Wohltäter verbinden – ihm vielleicht eine Dankeskart­e schreiben, ihn zum Essen einladen oder gar eine Dankesrede auf ihn halten.

So weit muss es allerdings in den meisten Fällen gar nicht kommen. Meist reicht schon ein freundlich­es „Vielen Dank, Schatz, dass du uns so einen schönen Frühstücks­tisch gedeckt hast.“Wenn Ihr Partner Sie dann irritiert anschaut, als hätten Sie etwas ausgefress­en, wissen Sie, dass Sie so etwas künftig öfter machen sollten. Haben Sie eine Stilfrage? Schicken Sie sie per Mail an stilfrage@rheinische-post.de

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