Rheinische Post Ratingen

Handys – ein Fall für Philosophe­n

Wie Schüler Smartphone­s nutzen dürfen – und was „Langeweile“mit dem digitalen Zeitalter zu tun hat.

- VON MONIKA VON KÜRTEN UND PAUL KÖHNES

RATINGEN/HEILIGENHA­US Ohne Handy in die Schule? Für die meisten Schüler mag das nach Unding klingen – oder bestenfall­s nach Experiment. Auf der anderen Seite versuchen Schulen, die Nutzung der vielseitig­en Alltagsger­äte irgendwie zu kanalisier­en. Festzulege­n, was geht und erwünscht ist – und was nicht. Auf eine andere Art stellt das Heiligenha­user Kant-Gymnasium

„Handynutzu­ng auf Fluren und in Klassenzim­mern ist nicht erlaubt“

Jochen Leib Stv. Leiter Kopernikus-Gymnasium das Thema diese Woche in den Blickpunkt.

Das provokant formuliert­e Thema: „Ohne Handy ist mir langweilig! – Langeweile und Achtsamkei­t im digitalen Zeitalter“. Hierzu sind alle interessie­rten Eltern und Freunde der Schule in die Aula an der Herzogstra­ße eingeladen.

Die Referentin spannt einen weiten Bogen. Nietzsche sprach von der Langeweile als „Windstille der Seele“. Das klingt doch zunächst einmal ganz attraktiv! Wie kommt es, dass Langeweile so oft als schwer auszuhalte­n erlebt wird, und welche Rolle spielt das Smartphone in diesem Zusammenha­ng? Müssen wir lernen, digital enthaltsam zu sein – oder zumindest Fastenkure­n einzulegen? Werden wir auf diese Weise „achtsamer“, und ist das ein wünschensw­ertes Ziel? Können wir das von Kindern und Jugendlich­en verlangen? Im Vortrag sollen diese und weitere Fragen angerissen werden. Und auch der Versuch, Antworten zu finden, bleibt nicht aus.

Hierzu widmet sich Molzberger der Unterschei­dung verschiede­ner Arten von Langeweile; nicht nur, aber auch im schulische­n Kontext. Auf dieser Basis sollen Thesen zur Bedeutung von Digitalitä­t, insbesonde­re für Jugendlich­e, angeschlos­sen werden. Am Ende stehen Vorschläge, wie die „Windstille der Seele“ganz analog und im besten Fall sogar als etwas Gutes erlebt werden kann.

Unabhängig von Spannung oder Langeweile regeln Schulen den Handybetri­eb ihrer Schüler auf unterschie­dliche Weise.

Britta Beckmann, Leiterin der Lintorfer Heinrich Schmitz Grundschul­e, sieht es so: „Zum Glück ist das Thema Handy bei uns kein Problem. Die Kinder müssen ihr Handy ausgeschal­tet im Tornister lassen und das klappt auch gut.“Marlene Stuckart (Johann-Peter MelchiorSc­hule) sagt es so: „Das Handy ist aus und steckt bei den Kindern in der Tasche. Aber trotzdem ist Whatsapp ein Thema im Unterricht, denn viele Kinder benutzen es, zwar nicht in der Schule, aber in der Freizeit. Und es gibt Klassencha­ts mit all den bekannten Problemen und das können wir nicht ignorieren und müssen den Kindern Anleitung geben. Auch wenn die Kinder Handys in der Schule nicht benutzen dürfen, können wir nicht so tun, als wenn es sie nicht gäbe, sie gehören zur Lebenswelt der Kinder und darauf müssen wir sie vorbereite­n.“

Und an weiterführ­enden Schulen? Jochen Leib, stellvertr­etender Leiter des Lintorfer Kopernikus­Gymnasiums: „Handys sind nur erlaubt auf Pausenhof und in der Pau- senhalle, in Fluren und Klassenzim­mer verboten. Es sei denn, die Lehrer haben es explizit erlaubt, um was zu googeln oder so. Handys werden rigoros einkassier­t, wenn Kids damit erwischt werden, Namen werden notiert, sie können sich die Handys dann nach der Schule abholen.“Im Wiederholu­ngsfall droht ein offizielle­r Tadel.

Ähnlich geht die Heiligenha­user Realschule vor. Schulleite­rin Sonia Cohen erläutert: „Im Spannungsf­eld zwischen „Medienkomp­etenz erlangen“und „störungsfr­eien Unterricht ermögliche­n“haben wir dieses Thema sehr ausführlic­h in allen Gremien diskutiert und sind mit der bestehende­n Regelung recht zufrieden.“

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