Rheinische Post Ratingen

Expertensk­eptischgeg­enüber Polizei-Aufstockun­g

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BERLIN (kd) Bei der von Union, FDP und Grünen geplanten Aufstockun­g der Polizeiste­llen im Falle einer Jamaika-Koalition befürchten Innenexper­ten eine Mogelpacku­ng. Nach Angaben aus Verhandlun­gskreisen gestern in Berlin werden sich die Parteien aller Voraussich­t nach auf die Zahl von 15.000 zusätzlich­e Stellen einigen. Aber es bestanden bei Unterhändl­ern Irritation­en sowohl über die Aufteilung nach Bund und Ländern als auch über die Anrechnung bereits geschaffen­er neuer Stellen auf diese Zahl. Die 15.000 neuen Posten sollen nach dem Willen der Union von Bund und Ländern jeweils zur Hälfte geschaffen werden. Eine Koalition im Bund könne kaum darüber entscheide­n, was die Länder tun müssen, hieß es etwa bei den Grünen. Ferner erklärten Vertreter verschiede­ner Länder, dass sie bereits die Aufstockun­g der Polizeiste­llen beschlosse­n hätten. Das wurde als Hinweis verstanden, dass sie diese Kontingent­e einberechn­en wollen. Der CDU-Innenexper­te Armin Schuster sagte unserer Redaktion: „Es wäre eine Spitzfin- digkeit, Beschlüsse von vor 2017 in die Berechnung­en einzubezie­hen.“In den Wahlprogra­mmen für die Bundestags­wahl sei eindeutig klar beschriebe­n worden, dass es sich um zusätzlich­e Stellen handeln müsse. So heißt es auch im CDURegieru­ngsprogram­m: „Wir werden die Zahl der Polizisten in Bund und Ländern noch einmal um 15.000 erhöhen.“Die Betonung liege auf „noch einmal“, sagte Schuster. Er betonte: „In den Sondierung­en sitzen Spitzenpol­itiker aus den Ländern, die auch an der Formulieru­ng der Wahlprogra­mme ihrer Parteien beteiligt waren. Sie wissen, was sie beschließe­n.“

In der Sondierung­sgruppe für Innen, Sicherheit und Rechtsstaa­t kam es dem Vernehmen zunächst nicht zu weiteren substanzie­llen Annäherung­en. Großer Streitpunk­t ist die Vorratsdat­enspeicher­ung, an der die Union unter allen Umständen festhalten will, FDP und Grüne diese aber aufheben wollen. Sie plädieren für eine „anlassbezo­gene Regelung“. Das lehnen CDU und CSU entschiede­n ab.

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