Rheinische Post Ratingen

Kunstkommi­ssion will sich einmischen

Das neue Gremium soll etwa beim Soldatende­nkmal mitentsche­iden. Nun hat die Künstlersc­haft ihre Vertreter gewählt.

- VON KLAS LIBUDA

Dass Wahlleiter Michael Kortländer zwischendu­rch erklären musste, wie die Wahlzettel zu falten sind, veranschau­lichte die Besonderhe­it dieser Wahl: Im Ratssaal hatte sich erstmals die Düsseldorf­er Künstlersc­haft versammelt, um ihre Vertreter für die neue städtische Kunstkommi­ssion zu wählen, und manche hatten diesen Auftrag wohl mit ihrer Profession verquickt. Jedenfalls bat Kortländer zur Pause inständig, die Zettel im nächsten Wahlgang bitte nur noch ein einziges Mal, und zwar in der Mitte, zu knicken. Einige waren mit ihren Wahlzettel­n wohl zu kunstferti­g umgegangen.

Vertreter aus der Politik, externe Sachverstä­ndige und Künstler sollen künftig miteinande­r reden, wenn es um Kunst im öffentlich­en Raum geht. Diese Idee ist nicht neu, sondern wurde vor 15 Jahren von den Künstlern Markus Ambach und Andrea Knobloch aufgeworfe­n und seitdem mit weiteren Künstlern verfolgt. Neu ist, dass nun tatsächlic­h die Gründung einer „Kommission für Kunst am Bau und im öffentlich­en Raum“bevorsteht, die Empfehlung­en etwa für Kunst bei städtische­n Bauvorhabe­n ausspreche­n oder Künstler und Entwürfe auswählen soll. Morgen Abend möchte die Politik ihre Kommission­svertreter im Kulturauss­chuss vorstellen, die Künstlersc­haft wählte ihre Vertreter soeben. Mitte Dezember sollen sie dem Rat vorgeschla­gen werden. Die Ernennung gilt als Formsache.

Wer dachte, dass bloß einige kulturpoli­tisch interessie­rte Künstler von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen würden, sah sich beim Blick in den Plenarsaal des Rathauses anders belehrt. Voll besetzt wa- ren die Reihen der Wähler – zugelassen waren Studierend­e der Kunstakade­mie und Absolvente­n mit Wohnsitz in Düsseldorf, Mitglieder von hiesigen Künstlerve­reinigunge­n und Inhaber der Künstlerka­rte. Und auf nur drei noch zu vergebende Vollmitgli­edschaften in der Kommission hatten sich gleich 14 Kandidaten beworben.

Insgesamt entsenden die Künstler neun Vertreter: drei Künstler aus anderen Städten und mit internatio­naler Wirkung, darunter Katharina Sieverding und Via Lewandowsk­y, ein weiterer Vertreter wird noch gesucht. Präferiert wird ein Professor der Kunstakade­mie, ist zu hören. Drei Vertreter waren aus jener Arbeitsgem­einschaft gesetzt, die bereits als Interimsko­mmission arbeitete und die Gründung der Kunstkommi­ssion vorbereite­te – so soll bestehende­s Wissen für die Anfangszei­t gesichert werden. Drei Vertreter wurden gewählt: Johannes Bendzulla, Oliver Gather und Stefan Sous – Letzterer dürfte vielen in der Stadt durch seine Lichtbänke im Hofgarten bekannt sein. Auf jedes Kommission­smitglied kommt zudem ein Stellvertr­eter. Die Richtlinie der Stadt, die Posten geschlecht­ergerecht zu verteilen, verpassten die Künstler dabei. Nur zwei der neun stimmberec­htigten Künstler in der Kommission sind Frauen.

Als „historisch­en Tag“bezeichnet­e Oberbürger­meister Thomas Geisel die Wahlen. Die Kommission ist eins der Prestigepr­ojekte der Ampel-Koalition. 700.000 Euro will die Stadt ab 2018 pro Jahr für Kunst am Bau ausgeben. Markus Ambach, der sich selbst nicht zur Wahl stellte, bremste dennoch die Erwartunge­n an die Kommission. Erste Ergebnisse werde man vielleicht in drei Jahren sehen, sagte er. „Das ist ein Langzeitpr­ojekt.“Künstler Jörg-

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