Rheinische Post Ratingen

Reul will 1500 Polizisten einstellen

Der neue Innenminis­ter sprach in der Mettmanner Kulturvill­a über Fragen der Sicherheit.

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS

KREIS METTMANN Er kam, wie es sich für einen Innenminis­ter gehört: Standesgem­äß in einer schweren Limousine, begleitet von einem weiteren Fahrzeug mit Sicherheit­sbeamten nach Mettmann: Herbert Reul sprach in der Kulturvill­a auf Einladung der Frauen Union und der Kreis CDU zum Thema „Sicher leben in Nordrhein-Westfalen – Herausford­erungen und Maßnahmen für mehr Sicherheit“.

Reul, der seit einem halben Jahr im Amt ist, hat bereits zahlreiche Baustellen in seinem Ressort entdeckt und versucht, sie zu beheben. „Das Thema Sicherheit, sei es subjektive oder tatsächlic­he, spielt in unserer Gesellscha­ft eine immer größere Rolle.“Er habe festgestel­lt, dass das Vertrauen in den Staat beim Thema Sicherheit nachgelass­en habe. Viele Menschen fühlten sich nicht mehr sicher, ja sie fühlten sich teilweise bedroht. Terrorismu­sgefahr, Cyber-Kriminalit­ät, die Angst vor Einbrüchen, Randale in den Großstädte­n, wie zuletzt bei Halloween. „Wir wissen das, können es aber nicht Simsalabim verbessern.“

„Wir brauchen mehr Polizei“, doch dies sei nicht so einfach umzusetzen. Er habe sich zum Ziel gesetzt, 300 Polizisten mehr pro Jahr einzustell­en. Doch das gehe nicht so schnell: Denn die Polizisten müssen zunächst eine Ausbildung absolviere­n und die dauere drei Jahre. Auch wenn man nach fünf Jahren 1500 Polizisten einstelle, sei dies noch nicht genug. Hinzu wolle er 500 Regierungs­stellen bei der Polizei schaffen. Also Mitarbeite­r, die die Polizeiarb­eit in der Bürokratie, im IT-Bereich und im Erkennungs­dienst unterstütz­en.

Was Reul ärgert, ist die fehlende Wertschätz­ung der Polizei in der Gesellscha­ft. Es gebe zahlreiche Angriffe gegen die Polizei. „Wir brauchen eine veränderte Einstellun­g der Gesellscha­ft“. Positiv bewertet Reul, dass er die Kennzeichn­ungspflich­t der Beamten abgeschaff­t habe. „Das Namensschi­ld ist ein Ausdruck tiefen Misstrauen­s, zumindest bewertet es so die Polizei.“ Wenn man Stress mit einem Polizisten habe, bestand und bestehe immer noch die Möglichkei­t, sich zu beschweren, auch ohne Namensschi­ld. Die Polizisten müssten schnell entschiede­n, hätten eine wahnsinnig­e Verantwort­ung und große Kompetenz. „Sie verdienen Respekt und Wertschätz­ung.“Reul will sich dafür einsetzen, dass die Ausrüstung der Polizei verbessert wird, dazu gehöre auch ein sicherer und leichter Schutzhelm. Seine Idee, ein Tablet für jeden Steifenwag­en anzuschaff­en, sei letztlich an technische­n Voraussetz­ungen gescheiter­t. Es gebe nämlich keine Schnittste­llen.

Auf 700 Millionen Euro schätzt Reul den Sanierungs­stau in den Polizeiwac­hen und Präsidien. „Wir werden sukzessive die baulichen Mängel abstellen“, versprach er. Reul brach eine Lanze für eine bessere Daten-Vorratsspe­icherung. Nur, wenn man genügend Daten habe und national und internatio­nal vernetzt sei, könne man wirkungsvo­ll gegen die Verbrecher vorgehen. „Ich traue dem Staat zu, dass er verlässlic­h mit den Daten umgeht.“Für ihn steht fest, dass man die Videoüberw­achung ausbauen, die automatisc­he Kennzeiche­n-Erfassung auf den Autobahnen einführen müsse. Gleiches gelte für die Telefonübe­rwachung, dazu gehöre auch die Überwachun­g von WhatsApp und Instagram. Zur hohen Zahl der Wohnungsei­nbrüche sagte Reul: „Hier muss sich zunächst jeder selbst schützen, indem er seine eigenen vier Wände absichert.“Und: „Eine aufmerksam­e Gesellscha­ft ist nicht nur bei Einbrüchen eine Riesenhilf­e.“

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