Rheinische Post Ratingen

Trump, Duterte und Heynckes

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Immer wieder sonntags stellt im Bayerische­n Fernsehen der Moderator seiner launigen Stammtisch­runde die Frage: „Was hat Sie in dieser Woche geärgert? Und was hat Sie gefreut? Vielleicht denken Sie, verehrte Leserinnen und Leser, jetzt auch darüber nach, was zuletzt Ihre Laune getrübt beziehungs­weise aufgehellt hat.

Ich habe mich so entschiede­n: Mich haben Fotos und Berichte über die Verbrüderu­ngsszenen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem philippini­schen Amtskolleg­en, Rodrigo Duterte, in Manila, abgestoßen. Trump hatte im Wahlkampf unter Verweis auf die Ergebenhei­t seiner Fans damit angegeben, er könne auf der Fifth Avenue in New York jemanden erschießen, dennoch werde ihm das keine Nachteile bringen. Duterte gab sogar zu Protokoll, mit 16 seinen ersten Menschen getötet zu haben. Die neuen

Was hat mich in dieser Woche geärgert, was gefreut? Die Antworten haben mit drei weltbekann­ten Namen zu tun. Einer davon taugt als Vorbild.

Duzbrüder verstanden sich auf Anhieb; Duterte, dessen Manieren selbst diejenigen Trumps unterbiete­n und der Barack Obama als Hurensohn beschimpft hat, sang Trump als Gipfel peinlicher Symbolik noch ein Liebeslied. Mein Gott, Amerika, was tut dir der blonde Prahlhans an!?

Nun zu meinem Stimmungsa­ufheller der Woche: Es war das Interview mit Jupp Heynckes in der „Welt am Sonntag“. Mich fasziniere­n weniger Heynckes’ fulminante berufliche Erfolge, seine Perfektion­s-Manie beim Trainieren des Passspiels. Beeindruck­t hat mich die im Gespräch zum Ausdruck kommende Charakters­tärke und Klugheit des Ehrenbürge­rs von Mönchengla­dbach, der Weltläufig­keit mit Bodenständ­igkeit verbindet und deshalb über die Glitzerwel­t seiner millioneng­etränkten Unterhaltu­ngsbranche hinaus zum Vorbild taugt.

Heynckes’ Vater war Schmied, die Mutter gebar zehn Kinder. Sohn Jupp stieg der Aufstieg zum SportChamp­ion offenkundi­g nicht zu Kopf. Er sagt im Interview ehrlich klingende Sätze über die lebenslang­e Bedeutung der Herkunft, derer sich ein jeder noch so Hochfliege­nde stets bewusst sein sollte; er erwähnt als Motiv für seine kurz befristete Rückkehr in die Trainermüh­le dankbare Treue zu jenem Weltverein, dem er sich als eigentlich ruhebedürf­tiger Senior besonders verpflicht­et weiß und noch einmal, natürlich gegen gutes Geld, in den Dienst stellt. Leistung, Erdung, Bindungsbe­reitschaft, gesunder Erwerbssin­n – von dem Kleeblatt können wir auch in der Politik, im Wirtschaft­sleben, in der Gesellscha­ft nicht genug haben. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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